July 3, 2023
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Let’s talk about innovation!
Über Innovation in Unternehmen wird häufig sehr abstrakt gesprochen. Wir machen das meistens nicht anders. Das liegt meistens am Thema selbst: kaum eine andere Aufgabe im Unternehmen wird so unterschiedlich verstanden und umgesetzt. Daher ist es umso wichtiger, dass wir den Bezug zur Praxis nicht verlieren und genau verstehen, wie verschiedene Unternehmen Innovation vorantreiben und welche Ansätze bei ihnen erfolgreich sind. Wir haben Franziska Mair (Digital Innovation, Paul Hartmann AG) und Christoph Krois (Innovation Ecosystem, Siemens) eingeladen, ihre Erfahrungen im Gespräch mit innosabi Mitgründerin Catharina van Delden zu teilen.
Was bedeutet Innovation für euch und eure Unternehmen?
CvD: Für mich persönlich ist die schönste Beschreibung von Innovation ein kleines Zitat von Wolf Lotter: “Innovation ist, in einem Satz, der berechtigte Anlass für die Hoffnung, dass es besser wird.” Das ist trifft den Kerngedanken von Innovation – das Lösen von Problemen. Innovation ist das, was die Herausforderungen von Kunden, Unternehmen oder unserer ganzen Gesellschaft löst. Mit innosabi wollen wir helfen, dass diese Lösungen schneller und effizienter entwickelt werden.
FM: Innovation hat bei Hartmann schon immer eine große Bedeutung. Neben klassischem R&D und technischen Neuerungen in unseren traditionellen Geschäftsbereichen – wie z.B. Wundversorgung oder Desinfektion – rücken nun auch digitale Geschäftsmöglichkeiten immer mehr in den Mittelpunkt. Dabei vernetzten wir uns stark mit unseren Kunden, um ihre Bedürfnisse genau zu verstehen. Gerade dieser Punkt trifft ja genau das, was Catharina beschreibt. Wir wollen die Lösungen bieten, die das Leben unserer Kunden – egal ob das Patienten oder Healthcare Professionals sind – besser machen oder Ihre Arbeit erleichtert. Das heißt für uns ganz konkret, dass wir möglichst enge Beziehungen mit unseren Kunden aufbauen und mit ihnen gemeinsam neue Lösungen entwickeln..
CK: Siemens ist bekanntlich sehr groß und umfasst ein riesiges Spektrum an Technologien, Produkten, und Services. Uns ist es daher extrem wichtig, dass wir Innovation auch aus dem Big-Picture heraus vorantreiben. Und aus dieser Big-Picture Perspektive, die den gesamten Konzern umfasst, geht es eben nicht nur darum, einzelne Technologien oder Produkte zu entwickeln, sondern mit gebündelten Kräften und Wissen die großen Herausforderungen anzugehen. Zum Beispiel Elektromobilität oder erneuerbare Energien. Innovation ist für uns also auch immer eine Frage, wie wir das riesige Potenzial unserer Organisation nutzen und ausschöpfen können. Wir kennen ja alle den bekannten Spruch “Wenn Siemens wüsste, was Siemens weiß”.
Wie setzt ihr Innovation in der Praxis um?
FM: Um näher an den Kunden zu sein und “Freiraum” für innovative Ideen zu schaffen, haben wir unter anderem vier digitale Innovation Hubs aufgebaut. In Hamburg, Schaffhausen, Barcelona und Stuttgart (dort bin ich). Das Ziel von jedem davon ist es, ein Netzwerk von Nutzern, Kunden, und potentiellen Partnern aufzubauen. Durch den engen, direkten Austausch wollen wir noch besser verstehen, wie Hartmann den Pflegekräften, Klinikmitarbeitenden, Patienten, usw. helfen kann. Wir haben diese vier Orte bewusst gewählt und jedem einzelnen einen passenden Schwerpunkt gegeben. Beispielsweise arbeitet der Hub in Hamburg eng mit dem dortigen Geschäftsbereich “Desinfektion” zusammen und befasst sich vor allem mit digitalen Lösungen im Bereich Hygiene. In Barcelona wiederum gibt es eine spannende Startup und Gründer Szene, die wir mit unserem Hub dort natürlich nutzen wollen. Auch haben wir dort einen super Zugang zu Kliniken und Pflegeeinrichtungen, die wir mit potentiellen Partnern oder Startups zusammenbringen können, um Wissen auszutauschen oder neue Produktideen zu finden. Neben diesen strukturellen Maßnahmen haben wir auch viel an unseren Innovationsprozessen geschraubt. Wir wollen, dass gerade die Mitarbeitenden, die direkten Kontakt zu unseren Kunden haben, ihr Wissen und ihre Ideen einbringen können, zum Beispiel in Innovation Challenges.
CK: Bei Siemens setzen wir stark auf Open Innovation. Ähnlich wie Franziska es schon beschrieben hat, haben wir auch verschiedene Initiativen, die spezifische Netzwerke aufbauen und pflegen. Je enger wir beispielsweise mit Kunden, Lieferanden, Universitäten, Forschungseinrichtungen oder Startups vernetzt sind und auf Augenhöhe kooperieren, desto einfacher können wir neue, spannende Technologien nutzbar machen. Open Innovation heißt, dass wir Menschen über Organisationsgrenzen, Fachbereiche, Business Units, Länder, hinaus vernetzen und zusammenbringen. Dafür ist es wichtig, dass wir unsere Mitarbeitenden richtig “abholen” und sichtbar machen, wo und wie sie sich einbringen können. Bei der Größe und Vielfalt von Siemens passiert natürlich sehr viel im Bereich Innovation, Intrapreneurship, Hackathons, Innovation Challenges, und noch viel mehr. Uns geht es nicht darum, noch mehr solche Programme aufzubauen, sondern die richtigen Menschen und Partner zusammen zu bringen, um sich mit ihrem Wissen oder Ideen einbringen können. Wir haben dazu – zusammen mit innosabi – eine Plattform für das Siemens Innovation Ecosystem geschaffen, auf der all unsere Innovationsprogramme und Initiativen zusammenlaufen. For den internen Teil können dort alle Mitarbeitenden sehen, welche Innovationsprojekte oder Programme es aktuell gibt, welche Ziele sie haben, welche Experten sie umsetzen und natürlich, wie man sich einbringen kann. Mitarbeitende aus der ganzen Organisation sollen die Themen und Projekten finden, für die sie sich begeistern und für die sie eventuell sogar spezielles Wissen oder Expertise mitbringen. Wir wollen die Personen, die sich am “cutting-edge” eines Themas oder einer Technologie bewegen verbinden und ihre (neuen) Perspektiven einbringen; Jede Person kann Innovation mitgestalten.
CvD: Das, was Christoph gerade gesagt hat, ist für mich ein enorm wichtiger Aspekt, der auch im Kerngedanken von innosabi und unserer Software steckt. Als Mensch ist man so viel mehr als die Job Bezeichnung oder die Stationen im Lebenslauf. Wenn wir also Unternehmen dabei helfen, innovativer zu werden und Herausforderungen besser zu meistern, geht es oftmals darum, Menschen einzubeziehen, die sich vorher gar nicht oder nur wenig einbringen konnten. Wenn man diesen Gedanken zu Ende denkt, dann kommt man genau dahin, was Franziska und Christoph beschreiben: Die Vernetzung mit dem ganzen Ökosystem und der Austausch von Wissen und Ideen darin. Im großen Stil lässt sich so etwas natürlich nicht händisch abwickeln. Daher braucht es Software Lösungen wie unsere, mit denen Unternehmen die richtigen Menschen finden und einbinden können. Neben diesem fast schon philosophischen, humanistischen Gedanken, spielen für uns in der Praxis auch Daten und Analytics eine große Rolle. Innovation, Kreativität und das Lösen komplexer Probleme ist die große Stärke von uns Menschen. Je mehr wir uns darauf konzentrieren können, desto besser. Daher wollen wir mit unseren Tools das “Drumherum” einfacher, effizienter, und wenn möglich automatisiert machen. Zum Beispiel Trends erkennen, Wettbewerbsaktivitäten beobachten, relevante Startups identifizieren oder wissenschaftliche Veröffentlichungen im Auge behalten. Kurz gesagt: Aus rohen Daten nutzbare Insights generieren, damit Menschen daraus Neues kreieren können.
Welche Rolle spielt die Unternehmenskultur?
CK: Innovation im Unternehmen kann nur mit der richtigen Unternehmenskultur gut funktionieren. Wir sprechen da immer gerne von “Empowerment”. Wir müssen die Rahmenbedingungen und das Umfeld schaffen, mit denen die Mitarbeitenden ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Innovation muss Teil der Kultur und des Selbstverständnisses eines Unternehmens sein. Am erfolgreichsten sind wir, wenn sich Mitarbeitende und unsere Partner in Innovation einbringen, weil sie darin eine herausfordernde Aufgabe und “Purpose” sehen. Die Unternehmenskultur muss auch vermitteln, dass es erwünscht ist, Sachen auszuprobieren und im Zweifel auch mal zu (in einem sicheren Umfeld) zu scheitern.
FM: Wenn man ein Innovationsprogramm aufbaut, wird oft gefragt, welche Anreize man den Mitarbeitenden, Kunden, etc. bieten muss, damit sie sich einbringen. Schnell wird dann von Prämien und Preisen gesprochen. Aber eigentlich wirkt intrinsische Motivation viel stärker – also der eigene Antrieb und das eigene Interesse. Damit diese überhaupt erst entstehen kann, muss die Unternehmenskultur das auch vermitteln. Wenn Innovation tatsächlich zur Gemeinschaftsaufgabe werden soll, dürfen guten Ideen und Vorschläge nicht von Business-as-usual oder Hierarchien blockiert werden.
CvD: Wir haben ja schon darüber gesprochen, dass Innovation im Kern ein sehr menschliches Thema ist. Und genau so, wie Kultur auch im “echten” Leben Menschen verbindet und uns eine Grundlage für geteiltes Verständnis gibt, sollte sie auch im Unternehmen oder im Bezug auf Innovation verstanden werden. Die Unternehmenskultur kann – und soll – vermitteln, welche Ziele das Unternehmen hat, wie die Mitarbeitende dazu beitragen können und was Innovation für die Organisation bedeutet.
Gibt es besondere Erfolge eurer Innovationsprogramme?
FM: Es ist immer schwierig Erfolg an einem einzelnen Ergebnis oder einem einzelnen Projekt fest zu machen. Vor allem wenn es um die langfristige Transformation und Digitalisierung des gesamten Unternehmens geht. Am besten sieht man die Früchte unserer Arbeit dann, wenn man merkt wie viele Menschen man mitgenommen oder für Innovation begeistert hat. Zum Beispiel haben wir vor kurzem damit angefangen, interessierten Mitarbeitenden Design Thinking Trainings anzubieten. Wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass es vielleicht in 2 Monaten 30 Personen werden. Am Ende waren es mehr als 70, die schon in den ersten Monaten mitgemacht haben und es gibt eine riesige Menge an Nachfragen für weitere Trainings.
CK: CK: Eine Sache, an die ich eigentlich täglich denke und die mir immer wieder bestätigt, wie wichtig unsere Arbeit ist, ist das Ergebnis von einem unserer Intrapreneurship Programme, bei dem es ganz konkret um “Technology with Purpose” ging. Ausgehend von einem Mitarbeiter, der die Herausforderungen in der Komplexität von hochkomplexen Anlagen und die damit verbundene Gefahr von Fehlbedienungen und damit eine potentielle Gefahr für Arbeiter z.B. in der Prozessindustrie erkannt hat. Herausgekommen ist dann ein digitales System, welches die Verantwortlichen in den Leitstellen von solchen hochkomplexen Anlagen bei der Entscheidungsfindung unterstützt und damit die Sicherhait solcher Anlagen deutlich erhöht. Technologie hilft dabei Anlagen sicherer zu machen und damit Menschen zu schützen. Für mich eine wunderbare Verbindung von persönlichem Antrieb des Teams in eine reale technische Lösung zu bringen.
Welchen Rat könnt ihr Unternehmen geben, die gerade erst damit anfangen, Innovation strukturiert voranzutreiben?
CK: Einfach anfangen! Man muss nicht alles bis ins kleinste Detail vorausplanen. Mutig sein und dem Kunden gut zuhören und dann in neue Lösungen übersetzen. Machen, , offen und flexibel bleiben und dabei gerade in der Frühphase noch vor der Implementierung schnell aus falschen Annahmen (Fehlern) lernen. “Sometimes, it’s easier to ask for forgiveness than to ask for permission.”
FM: Das kann ich voll und ganz unterschreiben. Gerade wenn man Innovation zur Gemeinschaftsaufgabe im Unternehmen machen will, muss man als Innovationsmanager auch mit gutem Beispiel voran gehen und anfangen, etwas zu verändern.
CvD: Zu dem, was Franziska und Christoph schon gesagt haben, gibt es eigentlich wenig hinzuzufügen. Vielleicht nur noch: Einfach bei innosabi anrufen 😉