„Daimler Crowd Ideation“ ist eine Kollaborations-Plattform, um Daimler Mitarbeiter weltweit und über interne Silos hinweg in Innovationsvorhaben zu involvieren. Dort werden Ideen für neue Produkte und Technologien generiert und weiter entwickelt. Mittlerweile sind über 33.000 Nutzer aus den verschiedensten Konzernbereichen registriert. Beginnend mit dem Sammeln und Ausarbeiten von Ideen, über Abstimmungsphasen, bis hin zum Funding und den Bau erster Prototypen, werden diese Aktivitäten über eine zentrale innosabi Plattform abgewickelt.
Zeit für uns, nachzufragen, was für Erfahrungen bisher gemacht wurden und welcher Mehrwert sich eingestellt hat. innosabi CEO Catharina van Delden hat sich deshalb ausführlich mit Frieder Munk, Corporate Strategy Manager aus dem DigitalLife Team der Daimler AG, unterhalten.
Wie beschreiben Sie Ihre innosabi Plattform intern Ihren Kollegen?
Mit der Crowd Ideation Platform bei Daimler geben wir allen Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, sich aktiv am Innovationsprozess zu beteiligen. Wichtige Prinzipien der Plattform sind Iteration, Kollaboration, Transparenz und Motivation. Auf der Plattform lassen sich Ideenwettbewerbe umsetzen, in Form sogenannter Challenges. Dies geschieht in mehreren vordefinierten Phasen, die sich an einer eingangs festgelegten Zielsetzung orientieren. Dabei werden die Ideen durch Impulse, Kommentare oder Lösungsvorschläge in den einzelnen Phasen immer weiter konkretisiert und verbessert.
Ich beschreibe den interessierten Fachbereichen eine intuitiv zu bedienende Software, die per Single Sign-on und via Mobiltelefon zudem sehr einfach erreichbar ist.
Wir nutzen die Plattform aktuell ausschließlich intern; Ziel ist es aber, sie auch extern zu nutzen, um Ideation mit Kunden, Lieferanten oder Universitätspartnern durchführen zu können. Als wichtigste Merkmale sehe ich vor allem die Transparenz entlang des ganzen Prozesses und die ausgeprägte Kollaboration in der Community.
Welche Rolle spielt Funding auf der Daimler Ideate Plattform?
Bei einem Funding Projekt können Teams beispielsweise Ideen in Videoform einreichen. Daimler Mitarbeiter können dann die Ideen mit einem virtuellen Budget finanzieren – Projektinitiatoren können bestimmen, ob ein Funding Goal erreicht werden muss oder nicht. Die erfolgreichsten Teams bekommen daraufhin reale Mittel zur Umsetzung ihrer Ideen und je nach Ideenausrichtung auch Zeit im Daimler Incubator, um ihre Ansätze weiter zu validieren und zu einem minimum viable product zu kommen. Durch das Funding sehen wir einerseits eine hohe Motivation zur Umsetzung bei den Einreichern – denn durch die Unterstützung aller im Funding beteiligten Mitarbeiter entsteht natürlich eine hohe Sichtbarkeit der Vorhaben. Andererseits hilft das Funding, durch das Wissen sehr vieler Daimler Mitarbeiter eine schnelle und genaue Priorisierung von Innovationsprojekten vorzunehmen.
Die Teams der einzelnen Business-Units konfigurieren ihre Homepages und Challenges auf der Plattform in Eigenregie. Diese müssen daher nicht zwangsläufig ein Funding beinhalten. Abhängig von den individuellen Anforderungen an die Projekte werden bestimmte Phasen – wie Ideation, Voting, oder eben auch Funding – in den Prozess aufgenommen und andere nicht.
Doch grundsätzlich sind die Funding Projekte sehr erfolgreich: Seitdem wir Mitte Mai das Funding in Deutschland umgesetzt haben, gibt es eine große Zahl an Interessenten für eigene Challenges mit Funding auf der Plattform
Figure 1: Quelle https://twitter.com/Daimler/status/897820632712392704
Wann ist eine Challenge für Sie erfolgreich?
Hier messen wir in erster Linie die Reichweite und Beteiligung. Wir prüfen, wen wir angeschrieben haben und welcher Prozentsatz der eingeladenen Personen sich dann auf der Plattform anmeldet. Indien war dabei das extremste, aber gleichzeitig auch beste Beispiel. Dort haben wir unglaubliche 95 Prozent der Belegschaft am Standort Bangalore zum Abstimmen und Interagieren auf der Plattform bekommen. Der Wert ist natürlich phänomenal und unvergleichlich. In Deutschland haben wir es geschafft, über 20.000 Personen innerhalb eines Ideenwettbewerbs auf der Plattform zu registrieren. Auch das ist für uns ein Erfolg – denn die Beteiligung ist natürlich auch abhängig von der jeweiligen Landeskultur. Jetzt versuchen wir im nächsten Schritt zum einen unsere Nutzerbasis weiter auszubauen und zum anderen die vorhandene Community noch stärker über den gesamten Innovationsprozess hinweg einzubinden.
Zur Messung des Erfolgs der gesamten Plattform orientieren wir uns nicht nur an den Zahlen der neuen Challenges auf der Plattform, welche die Mitarbeiter konstant involvieren und motivieren. Denn es zeigt sich zudem eine Änderung der Innovationskultur. Je mehr Abteilungen Wettbewerbe einstellen, desto mehr fachübergreifende Kollaboration findet statt – für uns in Zeiten digitaler Transformation der wichtigste Erfolgsfaktor.
Wie würden Sie generell den Nutzen einer innosabi Plattform beschreiben?
Bevor wir die innosabi Software eingesetzt haben, haben wir Ideation über verschiedene Kanäle betrieben, wie beispielsweise in Workshops oder in Gremien der einzelnen Divisionen. Das war nicht sehr transparent, es konnten nur Experten und Führungskräfte teilnehmen. Jetzt sind wir online statt offline, jeder kann die Ideen sehen und mitgestalten. Wir haben dadurch eine viel größere Reichweite als in einem Workshop. Darüber hinaus interagieren wir sofort mit den relevanten Personengruppen und aktivieren einen riesigen Pool an verfügbarem Wissen.
Figure 2: Quelle: https://twitter.com/alecmcint/status/869862048892694530
Digital Life Day
Ich kann enorm viele Personen erreichen und sie aktiv in die Wertschöpfung einbinden. Somit reden wir nicht nur über den Kulturwandel, sondern verwirklichen ihn auch tagtäglich in konkreten Situationen. Besonders freut es mich jedes Mal, wenn einzelne Projekte in die operative Umsetzung gehen. Nach der Ideation-Phase begleiten wir vielversprechende Ideenteams und steuern die nötigen Implementierungsschritte ein – je nach Bedarf kommen dabei die enge Zusammenarbeit mit den Linienfunktionen, Teilzeit-Projekte oder Acceleration und Incubation zum Tragen. Generell sind wir jedoch noch lange nicht am Ende der Reise – basierend auf den Rückmeldungen unserer Anwenderinnen und Anwender an den Daimler-Standorten weltweit entwickeln wir die Plattform zusammen mit innosabi weiter. Wir freuen uns auf die weiteren Schritte und viele erfolgreich umgesetzte Innovationen!