Gefühlt kennen wir Kathrin schon immer. Sie war eine der ersten Personen, mit der wir unsere Ideen zu neuen Herangehensweisen in Open Innovation Prozessen diskutiert haben, als wir innosabi gegründet haben. Daher sind wir nun besonders stolz, mit ihr zusammen die Plattform innovationresearch.de ins Leben gerufen zu haben, die auf innosabi crowd Technologie beruht. Diese Plattform hat sich zum Ziel gesetzt, DAS deutsche Standardwerk zu offenen Innovationsprozessen in einem offenen Innovationsprozess weiter zu entwickeln. Wir finden, größer könnte der Ritterschlag für innosabi nicht sein und sind mächtig stolz.
Prof. Dr. Kathrin Möslein ist seit 2007 Inhaberin des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik an der FAU Erlangen-Nürnberg, mit Fokus auf Innovation und Wertschöpfung. Seit Dezember 2016 ist sie zudem Vizepräsidentin für Forschung und Mitglied der Universitätsleitung.
Kathrin, Ihr habt die Plattform innovationresearch.de gelauncht; ein Kollaborations-Projekt für die gemeinsame Entwicklung eines Buches. Was ist der Hintergrund?
Bücher zu entwickeln, bedeutet immer Innovationsprozesse. Allerdings werden diese traditionell durch alleinige Monografen oder kleinste Gruppen von Autoren gestaltet. Wir wollen das aufbrechen und die Vision des Zusammenarbeitens in Innovationsprozessen transportieren und erlebbar machen. Daher haben wir mit innovationresearch.de eine Plattform geschaffen, auf der wir zum offenen Mitgestalten der Neuauflage des Buchs „Interaktive Wertschöpfung“ einladen.
Wissen entwickelt sich heute so schnell weiter, und gerade die Bibeln vieler Fächer müssen mit dieser Geschwindigkeit mithalten. Ein Buch ist eigentlich nie als finaler Stand zu verstehen, sondern ein Wissens-Entwicklungsprozess, der von Auflage zu Auflage als Status Quo der Forschung festgehalten wird. Quasi ein lernendes Dokument. Dieser Tatsache wollen wir durch die Plattform innovationresearch.de Tribut zollen.
Das Buch „Interaktive Wertschöpfung“ ist ja nun schon einige Jahre alt aber immer noch sehr erfolgreich. Und wie das bei solchen Büchern so ist, stand eine Neuauflage an; die ja meist bei den Autoren nur zähneknirschend angegangen wird – denn man will ja an coolen neuen Themen arbeiten. Daher haben wir gedacht, machen wir doch gleich ein eigenes Innovationsprojekt daraus. Die „Interaktive Wertschöpfung“ wird also durch interaktive Wertschöpfung weiter entwickelt.
Wenn ich sage „wir“, meine ich konkret die Initiatoren der Plattform. Also Ralf Reichwald, der akademische Vater der Fragen, wie sich Unternehmensgrenzen auflösen und Wertschöpfung interaktiv wird. Frank Piller, Innovationsprofessor der RWTH Aachen, der für Mass Customization und Open Innovation steht wie kein anderer in Deutschland und Christoph Ihl von der TU Hamburg-Harburg, der die „Interaktive Wertschöpfung“ ebenfalls von Anfang an mitgestaltet hat und jetzt die Brille des Unternehmertums zusätzlich mit einbringt. Und meiner einer natürlich.
Wie ist der Mechanismus der Zusammenarbeit auf der Plattform?
Die Plattform funktioniert so, dass wir den Buchtext gekürzt zur Verfügung stellen und alle, die an den Themen forschen, einladen, zu lesen, was wir schon wissen und sich dabei immer wieder zu ärgern über das, was noch fehlt. Beim Lesen kommen dann die Ideen für bessere Erklärungen, mehr Inhalte oder neue Fallstudien. Dazu haben wir im ersten Schritt das fast 300 seitige Ausgangsbuch hergenommen und für die online Welt auf den Kern zusammen gekürzt. Das ist dann auch als Buch beim Springer Verlag erschienen. Dabei mussten wir uns richtiggehend zwingen, wirklich nur zu kürzen und nicht schon weiter daran zu arbeiten; so dass wir dann im gemeinsamen Weiterentwicklungsprozess alle gemeinsam starten können.
Diese Kompaktversion haben wir in einzelnen Kapiteln online gestellt und so, wie man auch in einem gedruckten Buch mit Bleistift und Post-Its Anmerkungen und Kommentare macht, kann man das online auch. Doch es geht darüber hinaus, man diskutiert das dann auch mit anderen Teilnehmern, kann vorschlagen, wo noch neue Kapitel entstehen müssen. Außerdem haben wir Begriffe markiert, zu denen wir uns mehr Input wünschen. Das ist unser Versuch, Leute zu motivieren, „Andock- und Einstiegspunkte“ zu geben. Ob das klappt, wissen wir auch noch nicht, das ist eine unserer Forschungsfragen in diesem Projekt.
Also liest beispielsweise jemand ein Kapitel über Toolkits in der interaktiven Wertschöpfung und hat gerade selbst ein Kit entwickelt. Dann kann sie ihr Wissen hier einbringen, indem sie es wie ein Post It an den Text „anklebt“. In diesem Prozess werden natürlich auch Weiterentwicklungen für das Buch, aber auch für die Plattform vorgeschlagen werden. Das ist ein Lernprozess in sich, wer weiß, wieviele Schleifen wir drehen werden.
Projektseite mit den einzelnen Kapiteln
Wen ladet Ihr zur Teilnahme ein?
Grundsätzlich erst mal jeden. Jeder kann sich einbringen, der zum Thema etwas zu sagen hat – Nachwuchsforscher, Doktoranden, Praktiker… nach einer Registrierung wird man freigeschaltet zur Teilnahme. Wir starten erst mal mit den Menschen aus dem Umfeld des Buches, die es kennen und schätzen, also im Kern der Community „friendly user“. Wenn wir hier gemeinsam die ersten Erfahrungen sammeln konnten, weiten wir es aus, auch international, also beispielsweise für „OUI“, die weltweite „Open and User Innovation“-Forschungscommunity oder das globale Netzwerk der Internationalen Innovation Lab-Initiative, der Innovationsmacher rund um den Globus angehören.
Wir reden sehr öffentlich darüber, was wir tun, auch auf Facebook. Und wir laden gern jeden Interessierten ein, aber wir sind uns natürlich trotzdem bewusst, dass nicht die ganze Welt auf unser Buch gewartet hat, sondern dass wir eine kleine Interessensgruppe ansprechen. Doch für genau diese Menschen ist es ein emotionales Thema und wir reiten auf einer Welle der Begeisterung. Wir schaffen quasi einen Wissensschatz. Einen Wissensschatz von und für Wissenschaft und Wirtschaft.
Sag doch nochmal schnell, was die „interaktive Wertschöpfung“ ausmacht und worum es geht?
Die „Interaktive Wertschöpfung“ ist ein Lehrbuch, das schon vor über 10 Jahren auf den Markt kam, also in Denkzeiträumen einer digitalen Generationen total „out“ sein müsste. Ist es aber nicht, es ist aktueller denn je. Das Buch fragt, wie kann Wertschöpfung, die früher linear war in Zukunft interaktiv erfolgen. Dabei werden zwei Grundtrends beschrieben: offene Innovationsprozesse, also sich in dem Teil des Erdenkens, Erspüren und Entwickelns zu öffnen sowie die Mass Customization, also die Ausrichtung und Anpassung an den Einzelnen. In diesem Gesamtprozess gibt es viele spannende Fragen: Wie binde ich die Menschen mit relevantem Wissen ein? Wie können sie dieses Wissen am besten einbringen? Und was möchten Kunden überhaupt mitgestalten? Dabei ist es ein Lehrbuch mit klaren theoretischen Grundlagen, aber eben auch mit ganz praktischen Anwendungsfällen aus Unternehmen weltweit.
Das Buch fußt dabei auf der Forschung der Menschen, die sich auch mit der „Grenzenlosen Unternehmung“ befassen. Dieses Buch ist durch Ralf Reichwald, Arnold Picot und Rolf Wigand vor dem Hintergrund der Frage entstanden, wie Digitalisierung Unternehmen verändert. Dabei ist der Titel ein sehr provokanter, da sich die BWL als Disziplin ja gerade mit „Der Unternehmung“ befasst und der Titel ja eine Auflösung eben dieser Denkeinheit suggeriert und die Innovation der Arbeit und der Organisation selbst beschreibt. Doch genau diese Themen sind heute relevanter denn je. In genau dieser Tradition bewegt sich auch das Buch „Interaktive Wertschöpfung“ und unser daraus resultierendes Projekt innovationresearch.de.
Wir freuen uns auf alle Mitmacher, die sich mit uns in das Innovationsabenteuer stürzen. Und wir sind stolz und dankbar, den Weg gemeinsam mit Euch allen bei innosabi zu gehen. Denn Ihr zeigt jeden Tag ganz praktisch, wie interaktive Wertschöpfung Unternehmen und Märkte verändert. Lasst uns gemeinsam loslegen!