In seinem weltbekannten Werk, The Wealth of Nations, beschrieb Adam Smith bereits 1776 einen der wichtigsten Faktoren für den wirtschaftlichen Fortschritt der darauffolgenden Jahrhunderte – die Arbeitsteilung. Ein Großteil unseres heutigen Wohlstands und unserer technologischen Errungenschaften ist nämlich auf die Effekte von Produktivitätssteigerungen zurückzuführen. Sie entstehen, wenn Arbeit in immer kleinere Schritte aufgeteilt und von zunehmend spezialisierten Arbeitnehmern ausgeführt wird. Damaliger Auslöser waren die immer komplexer werdenden Produktionsketten der Industrialisierung. Sie erhöhten nicht nur dauerhaft den Bedarf an Fachkräften, sondern auch die Anforderungen an deren Fähigkeiten und machten dadurch Innovation mit Mitarbeitern erst möglich.
In den vergangenen Jahrzehnten war es dann der Aufstieg der Wissensarbeit, der diese Entwicklung noch weiter beschleunigt hat. Maschinen übernehmen mittlerweile nahezu alle physischen Tätigkeiten. Geistige Arbeit im Sinne der praktischen Anwendung von Wissen wird in der Folge immer wichtiger – vor allem in Bereichen, wo die Digitalisierung und neue Kommunikationstechnologien eine zentrale Rolle spielen. Denn immaterielle Güter können nun überall auf der Welt hergestellt und die entsprechenden Informationen in Echtzeit an die Konsumenten weitertransportiert werden. Erfolgreiche Plattform-Unternehmen wie Uber, Airbnb und viele andere zeigen exemplarisch, wie sich dadurch die Möglichkeiten der Wertschöpfung um ein Vielfaches erweitern. Im Sog dieser digitalen Disruptionen entstehen viele, neue Anwendungsbereiche und Berufsfelder, welche von den Arbeitern immer speziellere Qualifikationen verlangen. Infolgedessen bewegen wir uns letztlich auf eine Ära der Hyperspezialisierung zu, in der der Einzelne nur noch wenige, ausgewählte Tätigkeiten ausüben wird.
Die meisten Ausbildungsplätze und Studienangebote konzentrieren sich deshalb schon heute auf eng gefasste Fachbereiche, die die zukünftigen Arbeitnehmer mit viel Expertenwissen und speziellen Fähigkeiten ausstatten. Das hilft den Unternehmen, ihre Mitarbeiter effizienter einzusetzen und ihnen darüber hinaus auch viel komplexere Aufgaben zuzuteilen. Das Konzept der Arbeitsteilung liefert in dieser Hinsicht viele Vorteile, da es nicht nur die Qualität der geleisteten Arbeit verbessert, sondern zudem die Geschwindigkeit erhöht und die Kosten senkt. Auf den zweiten Blick entdeckt man jedoch ein gravierendes Problem, das vor allem große, international agierende Konzerne betrifft – unter dem aber auch kleinere und mittelständische Unternehmen leiden. Denn durch die zunehmende Spezialisierung der Mitarbeiter entstehen innerhalb der Organisationen viele verschiedene Abteilungen, die zum Teil völlig losgelöst voneinander agieren.
Es bilden sich hermetisch abgeriegelte Silos ohne Berührungspunkte zu den restlichen Mitarbeitern. Doch umso weniger die Abteilungen miteinander sprechen, Wissen austauschen oder gemeinsam an Projekten arbeiten, desto mehr werden sich die Mitarbeiter ausschließlich auf ihren eigenen Fachbereich konzentrieren. Das limitiert auf Dauer das Denken und Handeln der einzelnen Teams und führt bei unternehmensweiten Projekten im schlimmsten Fall sogar zu Konkurrenzsituationen zwischen den Abteilungen. Besonders für Themen wie Innovation und Digitalisierung – die nur mit einem holistischen Ansatz bewältigt werden können, der alle Kräfte im Unternehmen bündelt – sind derartige Tendenzen kontraproduktiv. In den meisten Fällen fehlen die entsprechenden Kanäle und Strukturen, die das Expertenwissen einzelner Mitarbeiter für Herausforderungen oder Aufgaben außerhalb ihres direkten Tätigkeitsbereichs nutzbar machen können. So beschneiden viele Unternehmen unbewusst die eigenen Problemlösungskapazitäten und somit letztlich die eigene Innovationskraft. Gerade wenn Mitarbeiter zeitaufwändig neue Lösungen entwickeln, die es in ähnlicher Form schon an einer anderen Stelle im Unternehmen gibt, wird viel Potenzial verspielt und die eigentlich positiven Effekte von Arbeitsteilung und Spezialisierung laufen ins Leere.
Die Unternehmen sind also in der Verantwortung, dieser Silobildung entgegenzuwirken und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit und des Austauschs zu etablieren. Die Herausforderung dabei ist, Mitarbeiter mit einer konkreten Problemstellung gezielt mit den Personen in der Organisation zu vernetzen, die über die relevanten Kompetenzen verfügen, um das Problem zu lösen. Mit Solution Scouting ist genau das möglich, denn es macht das gesamte Know-how eines Unternehmens über Silogrenzen hinweg nutzbar und schafft eine neue Kultur, die auf Innovation und Kollaboration basiert. Wir erklären, was sich genau dahinter verbirgt, wie es funktioniert und welche Vorteile es bringt.
Wie Open Source – nur anders
Open Source Kampagnen aus der Softwareentwicklung zeigen mit erfolgreichen Projekten, dass das offene und gemeinschaftliche Arbeiten an Problemen durch ein Netzwerk von Einzelpersonen zu herausragenden Lösungen führen kann. Die Grundlage dafür ist die freie Verfügbarkeit des Quellcodes. Sie macht die Teilnahme einer großen Bandbreite an Individuen möglich und erlaubt ihnen, im Rahmen unentgeltlicher Lizenzmodelle, die Software zu nutzen und zu verändern. Das Betriebssystem Linux ist hierfür ein wunderbares Beispiel. Nachdem das bis dato freie Betriebssystem Unix Anfang der 1980er Jahre durch den nordamerikanischen Telekommunikationskonzern AT&T privatisiert wurde, verschrieben sich viele Personen und Institutionen der Schaffung eines ähnlich kompatiblen und frei zugänglichen Ersatzes.
1991 stellte Linus Torvalds mithilfe der Universität Helsinki einige von ihm entwickelte Programme ins Netz, die später unter dem Namen Linux den Kern des neuen Betriebssystems bildeten. Er erkannte früh das Potenzial seiner Software und versuchte weitere Mitstreiter zu gewinnen. Schnell formierte sich eine begeisterte Community um den jungen Finnen, die begann, das Projekt weiter voranzutreiben. Während die einen grafische Benutzeroberflächen integrierten, kümmerten sich andere um die Portierungen auf weitere Prozessorarchitekturen und wieder andere programmierten zusätzliche Funktionen. Hier wird der große Vorteil von Open Source besonders deutlich. Alle Beteiligten können sich entsprechend ihrer Expertise an unterschiedlichen Stellen einbringen und die Arbeit wird effizient geteilt. Die erste lauffähige Version von Linux wurde dadurch nicht nur schnell fertiggestellt, sondern war qualitativ hochwertig und beinhaltete Features für viele verschiedene Zwecke. Ein starres Team mit begrenzten Kapazitäten und Lösungsansätzen, das ohne die Hilfe von externen Experten daran gearbeitet hätte, hätte diese Aufgabe nicht bewältigen können.
Solution Scouting basiert zwar nicht auf der gleichen Methode wie Open Source, orientiert sich jedoch an ähnlichen Prinzipien. Radikale Innovationen finden nämlich häufig an den Schnittstellen der verschiedenen Wissensdisziplinen statt. Je vielfältiger die Zusammensetzung der Projektteilnehmer, desto wahrscheinlicher ist es, einen Durchbruch zu erzielen. Menschen neigen dazu, Probleme, die sich nicht mit ihrem Fachbereich decken, mit Lösungen zu verknüpfen, die sie bei ihrer eigenen Arbeit gefunden haben. Diese unorthodoxen Lösungsansätze sind nicht selten das fehlende Puzzleteil für lange ungelöste Problemstellungen. Selbst für die komplexesten Forschungsaufgaben gibt es Menschen, die bereits eine innovative Antwort parat haben. Die Frage ist nun: Wie finde ich diese Menschen und ihre Ideen?
Bei Open Source Projekten gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Problemlöser aufgrund geteilter Interessen, der Freiwilligkeit der Teilnahme und des Zusammenhalts innerhalb der Community noch vergleichsweise einfach. Bei Unternehmen ist die zugrundeliegende Herausforderung viel schwieriger. Insbesondere in großen Organisationen mit tausenden Mitarbeitern sind die Verantwortlichkeiten und Aufgabenbereiche klar definiert, weit verzweigt und über den gesamten Globus verteilt. Aufgrund dieser organisatorischen wie räumlichen Trennung ist oft ein eingeschränkter Kommunikationsfluss zwischen den Mitarbeitern zu beobachten. Kollaboration findet nur statt, wenn sie durch die Führungskräfte angeordnet wird – und selbst dann ist sie oft projektbezogen und verläuft in eng definierten Bahnen. Diese Silostrukturen unterdrücken auf institutioneller Ebene den Willen der Mitarbeiter auch an anderer Stelle Probleme gemeinsam zu lösen, zu diskutieren oder Ressourcen zu bündeln. Das kann den Fortschritt bei jeder Art von Projekt verlangsamen. Im schlimmsten Fall führt es sogar dazu, dass verschiedene Teams parallel an ähnlichen oder sogar identischen Fragestellungen arbeiten. Hochqualifizierte Mitarbeiter, Kapital und anderweitige Produktionsmittel werden so unnötig mehrfach gebunden.
Solution Scouting
Besonders im Hinblick auf die Innovationskraft eines Unternehmens, sollte das Wissen der Mitarbeiter optimal vernetzt sein, um ihr gesamtes Potenzial effizient nutzen zu können. Die besten Innovationen sind selten das Produkt eines einzelnen Geistes. Sie entstehen vielmehr durch das Zusammenbringen verschiedener Perspektiven in gemeinsamen Diskussionen und durch das Teilen von Ideen. An dieser Stelle setzt Solution Scouting an. Indem alle Mitarbeiter auf einer zentralen Plattform vernetzt werden, entsteht eine unkomplizierte Möglichkeit, miteinander in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Den Kern der neuen Herangehensweise bildet die Ausrichtung an sogenannten Challenges. Im Gegensatz zu einer unstrukturierten Einreichung von Ideen und Herausforderungen, wird beim Solution Scouting an konkreten Problemstellungen mit klar definierten Zielen gearbeitet. Das bedeutet, Mitarbeiter, die für ein Projekt spezifisches Fachwissen suchen, können eigene Innovation Challenges initiieren, um gezielt Personen mit den relevanten Kompetenzen anzusprechen. Durch diesen Modus können sich Mitarbeiter konzernübergreifend in Innovationsprozesse einbringen – unabhängig von Ort, Abteilung, Fachgebiet oder hierarchischer Ebene.
Der Ausgangspunkt beim Solution Scouting ist also immer die konkrete Challenge. Ein Mitarbeiter stößt in seinem Aufgabenbereich auf ein Problem, das er ohne die Hilfe einer anderen Person nicht bearbeiten kann oder von dem er vermutet, dass es in einer anderen Abteilung bereits gelöst wurde. In den meisten Fällen sind das vor allem technische Fragestellungen. Denkbar ist beispielsweise die Zusammensetzung einer chemischen Formel, die ursprünglich für neue Medikamente entwickelt wurde, aber durch seine Eigenschaften auch für Herstellung von Düngemitteln interessant ist. Informationen über solche Zusammenhänge haben im Normalfall wenig Chancen, über die Grenzen des jeweiligen Fachbereichs hinaus weitergegeben zu werden. Mit der Plattform haben die Mitarbeiter nun jedoch Zugriff auf ein riesiges Netzwerk an potenziellen Problemlösern, die eben diese Informationen besitzen oder mit ihrem Know-how anderweitig helfen können. Damit der Prozess dabei effizient bleibt und schnell die richtigen Personen identifiziert, legen alle Nutzer bei der Registrierung auf der Plattform ein persönliches Profil an. Die Nutzerprofile können je nach Bedarf eine Fülle an relevanten Informationen zu einem Mitarbeiter beinhalten – von zentraler Bedeutung sind jedoch Angaben über den jeweiligen Fachbereich sowie die Kompetenzen und Fähigkeiten einer Person. Passende Mitarbeiter können so direkt angesprochen werden, wenn ein Thema aus Ihren Fachbereichen auf der Plattform behandelt wird. Das gilt auch für persönliche Interessensgebiete jenseits der eigenen Aufgaben im Unternehmen. Inhalte können dadurch personalisiert werden und gewinnen deutlich an Relevanz für den Nutzer. Jeder Mitarbeiter wird so nur zu den Themen auf dem Laufenden gehalten, die ihn beruflich betreffen und inhaltlich auch motivieren.
Doch Solution Scouting hilft nicht nur bei der Suche nach Wissen und Lösungen im Unternehmen. Die Plattform ist auch in der Lage unternehmensinterne Datenbanken und bestehende Systeme über Schnittstellen in die Challenges zu integrieren. Das ermöglicht es, viele zusätzliche Informationen und Daten direkt im Innovationskontext nutzbar zu machen. Auf der Plattform laufen zudem die Ergebnisse aller Fragestellungen in einer zentralen Datenbank zusammen, werden dort aufbereitet und sind für zukünftige Herausforderungen durchsuchbar. Um hier trotz einer Vielzahl an Themen und Information den Überblick zu behalten, laufen im Hintergrund intelligente Algorithmen. Durch semantische Analyse wird dem Nutzer so bereits bei der Eingabe anzeigt, ob sein Beitrag im Zusammenhang mit existierenden Ideen, Diskussion oder Lösungen steht. Damit kann er sofort einsehen, welcher Mitarbeiter die passende Antwort bereits gegeben hat oder gegebenenfalls Lösungsansätze aus verschiedenen Bereichen miteinander vernetzen. Dadurch bekommt die Plattform den Charakter einer allwissenden Anlaufstelle für Probleme aller Art. Sie ist so nicht nur ein bloßes Werkzeug, sondern ein zentraler Bestandteil im Aufbau einer neuen Unternehmenskultur, welche die Mitarbeiter motiviert, sich aktiv mit ihrem Wissen einzubringen. Das stärkt nicht nur das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen, sondern sorgt in der Praxis auch für nachhaltige Motivation und eine inhaltsreiche Nutzung der Plattform.
Vorteile der innosabi Technologie
Mit Solution Scouting entstehen völlig neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Unternehmen. Indem relevantes Wissen und die richtigen Personen durch eine intelligente innosabi Plattform miteinander vernetzt werden, ist kollaborative Problemlösung auch über Abteilungs- und Ländergrenzen hinweg möglich. Die frischen Impulse und Perspektiven spezialisierter Fachkräfte helfen in der Folge dabei, Herausforderungen schnell zu lösen und verbessern zudem die Qualität der Ergebnisse. Denn durch die immer komplexer und anspruchsvoller werdenden Technologien, wird die optimale Nutzung von Spezialwissen und Innovation mit Mitarbeitern immer wichtiger!