Gute Ideen finden, ist ein wichtiger Aspekt in der Arbeit rund um Innovation. Wie kann man aus einem Pool an Ideen die vielversprechendste identifizieren? Welche Ideen überträgt man in weitere Systeme und Prozesse? Die Antwort lautet: mithilfe von verschiedenen Evaluationsmethoden.
Danach geht die Reise einer Idee, die Idea Journey, weiter. Bis aus einer Idee ein fertig implementiertes Produkt oder Projekt wird, hat diese Idee meist einen langen Weg hinter sich. Wie das aussehen kann, damit der Prozess möglichst reibungslos funktioniert, erklären wir in unserer Reihe zur Idea Journey. Der erste Teil fokussiert sich auf die Ideation, also Ideengenerierung, und die Evaluation von Ideen. Im zweiten Teil geht es um die nächsten Schritte bis zum fertigen Ergebnis: die erste Umsetzung, das Validieren und das Übertragen einer umgesetzten Idee ins Tagesgeschäft.
„Wir sagen immer, Siemens hat kein Ideenproblem. Aber eine Idee allein macht noch keine Innovation. Erst, wenn man eine Idee in ein Produkt überführt, dann ist es eine Innovation.“
So beschreibt Dr. Christian Homma, Senior Innovation Manager bei unserem Kunden Siemens recht passend die Notwendigkeit einer Idea Journey. Der Ausgangspunkt sind immer Ideen. Aus diesem Grund haben viele Unternehmen bereits einen Prozess zur Ideengenerierung. Sei es ein betriebliches Vorschlagswesen, bei dem Mitarbeiter Verbesserungsideen einreichen können, oder thematische Challenges, bei denen zu konkreten Herausforderungen Lösungen gesucht werden. Die Möglichkeiten, Innovation mit Mitarbeitern zu betreiben, sind vielfältig. Doch wie wählt man aus den vielen Ideen und Vorschlägen diejenigen, die am vielversprechendsten sind?
Damit die eingereichten Ideen bereits eine gewisse Struktur und auch eine gute Chance auf Umsetzung haben, ist es wichtig, von Anfang an die passenden Stakeholder zu involvieren. Wenn es um Verbesserungen oder neue Produkte geht, ist es sinnvoll, die passenden Geschäftsbereiche bereits in der Formulierung der Fragestellung einzubeziehen. Denn nichts ist fataler für eine gute Idee als ein Fachbereich, der sie nicht haben möchte. Je enger also die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen internen Stakeholdern ist, desto besser für die entstehenden Ideen. Auf diese Weise kann auch der nächste Schritt, die Evaluation, ein höheres Potenzial für das Unternehmen haben, indem beispielsweise Experten aus den Fachabteilungen Ideen bewerten. Doch dazu später mehr.
Warum Evaluation von Ideen wichtig ist
Ein wirklich wichtiger Schritt auf der Idea Journey ist die Evaluation. Sie ist die Schranke, die der Idee ein erstes Qualitätssiegel gibt und somit die Chance auf Weiterentwicklung. Ein Evaluationsschritt ist deshalb so wichtig, weil in der ersten Phase des Brainstormings und der Ideensammlung unglaublich viele Ideen entstehen können. All diese Ideen weiterzuverfolgen, wäre ein enormer Aufwand an Zeit und Ressourcen.
Deshalb ist es wichtig, bereits früh eine erste Sortierung vorzunehmen. Welche Ideen haben ein so großes Potenzial, dass sie als Erstes ausprobiert werden sollten?
Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten, diese Ideen herauszufiltern. Zunächst ist die Frage, wer eine solche Selektion vornehmen kann und soll. Eine große Zahl an Personen oder ein kleiner Kreis an ausgewählten Evaluatoren, die beispielsweise eine Expertise in dem Feld der Idee haben. Auch eine Kombination aus beidem ist denkbar.
Die Intelligenz der Masse
Lässt man eine Vielzahl von Personen, wie beispielsweise alle Mitarbeiter, an einer Evaluation teilnehmen, kann man über Likes oder das Verteilen von Sternen die besten Ideen durch das Mehrheitsprinzip ermitteln. Wenn viele Menschen der Meinung sind, dass diese Idee gut ist und weiterverfolgt werden sollte, dann muss daran etwas dran sein. Vor allem bei internen Abstimmungen haben alle Teilnehmer ein fundiertes Wissen über die Prozesse, Stärken und Schwächen des Unternehmens. So können sie einschätzen, welche Ideen das Unternehmen am ehesten voranbringen.
Auch bei einem internen Crowdfunding, also einem Verteilen von virtuellen Budgets auf Ideen durch Mitarbeiter, wird methodisch auf die Intelligenz der Vielen gesetzt. Doch erhöht ein Funding, bei dem jeder Sponsor einen gewissen Betrag verteilen darf, die Bewertungsbarriere in der Evaluation. Darf man unendlich viele Likes verteilen, ist man damit sehr wahrscheinlich recht großzügig. Ist es erlaubt, fünf Sterne auf Ideen zu verteilen, geht man mit diesen schon sparsamer um. Doch ist an die eigene Einschätzung ein Geldwert geknüpft, der schlussendlich auch die Umsetzung finanziert, wird das Für und Wider eines Fundings noch genauer abgewogen.
Evaluation in mehr Dimensionen
Eine weitere Möglichkeit, Ideen zu evaluieren, ist die Expertenbewertung. Hierbei geht es vor allem darum, die Evaluation durch eine geschlossene Gruppe an Personen durchführen zu lassen. Dabei kann es sich beispielsweise um die Budget Owner handeln, den betroffenen Geschäftsbereich oder andere relevante Stakeholder. Wenn bereits die Grundlage für die Fragestellung gemeinsam mit dem dazugehörigen Geschäftsbereich gelegt wurde, ist eine Auswertung durch die passenden Ansprechpartner besonders ratsam. Dabei können alle oben genannten Möglichkeiten auch mit einer geschlossenen Gruppe durchgeführt werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die Evaluation nach ausgewählten Kriterien. Bei dieser Methode gibt es häufig eine kleinere Gruppe aus Experten, die die eingereichten Ideen und Vorschläge bewertet. Diese Evaluatoren sind beispielsweise Ansprechpartner aus dem jeweiligen Fachbereich, Geldgeber oder Menschen mit Expertise im passenden Gebiet.
Auch sind im Vorhinein einige Kriterien festgelegt worden, nach denen alle Experten ihre Bewertung vornehmen. Beispiele für solche Kriterien wären Innovationsgrad, Relevanz, Marktreife oder auch Einfachheit der Umsetzung. Die Auswertung der Expertenevaluation zeigt dann an, welche Ideen die meisten Kriterien erfüllen und damit in der Umsetzung priorisiert werden. Denn nur weil eine Idee vielleicht nicht bei der ersten Evaluation direkt ausgewählt wurde, heißt es nicht, dass dieser Vorschlag nicht zu einem späteren Zeitpunkt genau die richtige Idee ist. Aus diesem Grund werden häufig auch Archive gepflegt, in denen bereits eingereichte Ideen gespeichert und bei Bedarf durchsucht werden können.
Wie geht es weiter?
Die Evaluation hat eine kleine Menge von Ideen ergeben, die so vielversprechend sind, dass sie umgesetzt werden sollen. Doch was passiert dann mit diesen Ideen? Das hängt natürlich von den Prozessen im Unternehmen ab und wird von verschiedenen Organisationen sehr unterschiedlich gehandhabt. Aber egal, wie der Prozess aussieht, die Ideen werden bearbeitet und es wird an einer Umsetzung gearbeitet. Wie das aussehen kann, erfährst du in Idea Journey Part 2: Testen und Validieren.