Die besten Ideen entstehen nicht im stillen Kämmerlein, sondern im Dialog miteinander. Gedanken und Ideen können im Austausch ähnlich eines Flummiballs hin und her hüpfen, neue Impulse aufnehmen, die Richtung wechseln und Antrieb finden. Und genau deswegen ist es sinnvoll, sich mit Online-Communitys zu beschäftigen.
Part I: Community Aufbau
Die Zielgruppe definieren
Die erste und vor allem grundlegende Frage, die du dir stellen solltest, ist, wer soll Teil der Community werden? Wer ist deine Zielgruppe? Und welche Eigenschaften und Charakteristiken machen sie aus?
Beschreibe deine Zielgruppe zunächst anhand demografischer und sozioökonomischer Merkmale und setze dich im Anschluss mit den psychografischen Merkmalen auseinander.
Eine exakte, ausführliche Beschreibung und Definition der eigenen Zielgruppe, legt den Grundstein für den Erfolg der Community. Denn je genauer du deine Zielgruppe kennst, desto besser kannst du auf sie zugeschnitten mit ihr interagieren und eine Zusammenarbeit ermöglichen.
Dein Team zusammenstellen
Ist die Zielgruppe einmal definiert, geht es weiter mit dem Aufbau deines Teams. Wer übernimmt das Management und die Moderation der Community? Muss eine Zusammenarbeit mit anderen Bereichen des Unternehmens etabliert werden? Und schlussendlich, wer ist strategisch involviert? Denn ein reibungsloser Ablauf beruht oftmals auf klaren Aufgabenverteilungen und dazu gehört es auch sich vorab im Klaren zu sein, wer die finalen Entscheidungen trifft.
Deine Vision festlegen
Für den Start eines jeden Vorhabens ist fast nichts wichtiger als eine klare Vision vor Augen. Was ist deine Vision für die Community? Was soll mit und durch sie erreicht werden? Halte das für dich und dein Team fest und mache es vor allem auch für deine Community sichtbar und nachvollziehbar.
Deine Community wählen
Nachdem du nun weißt, wer deine Zielgruppe ist, wer zu deinem Team gehört und was du mit deiner Community erreichen willst, solltest du dich für eine Art deiner Community entscheiden. Hier hast du die Wahl aus:
- öffentlichen Communitys, die öffentlich zugänglich und einsehbar sind
- halb offenen Communitys, die auch ohne Registrierung eine gewisse Einsicht der Inhalte erlauben
- geschlossenen Communitys, die für die Öffentlichkeit nicht einsehbar und nur registrierten Usern die Teilnahme an den Aktivitäten auf der Plattform erlauben
Die richtige Software nutzen
Bei der Wahl deiner Software gibt es einige Kriterien, die du grundsätzlich beachten solltest. Weitere Kriterien ergeben sich dann zielgruppenspezifisch. Je nachdem, ob deine Zielgruppe aus Konsumenten und Kunden, Mitarbeiter oder externen Experten besteht.
Grundsätzlich gilt:
- deine Community sollte leicht zugänglich sein
- achte auf ein ansprechendes Design und auf Anpassungsmöglichkeiten an deine gewünschte (Corporate-) Identity
- eine intuitive Usability erleichtert Mitgliedern den Einstieg
- es sollte möglichst einfach sein, Inhalte zu teilen, zu liken, zu kommentieren und zu interagieren
- Daten müssen auffindbar und sinnvoll strukturierbar sein
- Personen müssen vernetzbar sein
- Gamification und Features zur Incentivierung fördern Engagement und Motivation
- die Software muss es dir ermöglichen, die Metriken deiner Community systematisch auswerten zu können
Die ersten Community-Mitglieder gewinnen
Eine exakte und ausführliche Zielgruppendefinition legt hier den Grundstein. Denn wenn du weißt, wer deine Zielgruppe ist, dann weißt du auch, wie und wo du sie ansprechen musst, um sie zu erreichen. Hole deine Mitglieder dort ab, wo sie abgeholt werden wollen.
Gerade zu Beginn kann es am erfolgversprechendsten sein, deine TeilnehmerInnen zunächst offline anzusprechen und für die eigene Community und ihre Vision zu begeistern. Das kann ein Gespräch auf Events, Workshops und Messen sein oder eine clever gewählte offline Marketingaktionen, die auf die Plattform aufmerksam macht.
Besteht deine Community aus Mitarbeiter, kann das firmeneigene Intranet ein guter erster Anlaufpunkt sein. Schneller und effektiver als hier läuft eine flächendeckende Information aller Mitarbeiter kaum ab.
Part II: Moderation, Motivation und Management
Klein anfangen, groß durchstarten
Beginne mit einem einfachen, überschaubaren, ersten Projekt. Lass es lieber langsam angehen und teste deine Prozesse mit einer kleineren Personengruppe. Das steigert deine Chancen, einen reibungslosen Ablauf zu garantieren und so erste Erfolge zu erzielen.
Es gilt: Zentral starten, dezentral ausbauen.
Relevante Inhalte schaffen
Sind deine Inhalte relevant, werden aus deinen Mitgliedern Wiederholungstäter, die zusätzlich weitere Mitglieder für deine Plattform begeistern.
Deine Zielgruppendefinition hilft dir einzuschätzen, welche Inhalte deine Community interessieren bzw. in welche Projekte sie sich einbringen wollen. Aber um das zu bestätigen, kann es nicht schaden, sie zu fragen. Regelmäßige Mitgliederbefragungen sind also ein Muss.
Richtig und transparent reagieren
Egal, ob gezielt erfragt oder ungefragt erhalten, Wünsche und Feedback von deiner Community haben immer oberste Priorität. Nimm sie wahr, reagiere schnell und transparent auf sie. Eine gemeinsam Weiterentwicklung von Ideen und Vorschläge und eine nachvollziehbare Evaluation muss ermöglicht werden.
Besonders wichtig: In allem, was du tust, sei transparent. Kommuniziere deine Prozesse, Erfolge und auch Misserfolge. Nichts ist schlimmer, als wenn die TeilnehmerInnen das Gefühl haben, ins Leere zu agieren. Das heißt auch, Kritik auf gar keinen Fall unter den Teppich zu kehren, sondern offen, zügig und konstruktiv auf sie zu reagieren. Eine noch so kleine Kritik kann ansonsten schnell mal einen ganzen Shitstorm auslösen.
Die Community dauerhaft aktiv halten
Das ist das Daily Business der Moderation: Aufgabe der Moderation ist es, jedes (neue) Mitglied so früh wie möglich dazu zu animieren, sich aktiv zu beteiligen. Regelmäßige Interaktionen mit Fragen an deine Community, Aufrufen oder Challenges im Rahmen von Kampagnen sind ein Muss. Diskussionen können durch Posts weiter angeregt, Ideen und Überlegungen gefördert und Fragen beantwortet werden.
Moderation heißt also, immer präsent zu sein und den Überblick zu behalten. Als ModeratorIn kann es daher sinnvoll sein, sich einen Schedule zu erarbeiten. Welche Aufgaben müssen täglich, welche wöchentlich und welche können monatlich erledigt werden.
Motivation, Motivation, Motivation
Für eine erfolgreiche Community braucht es motivierte Mitglieder. Wie entsteht Motivation? Grundsätzlich unterscheidet man zwei Quellen der Motivation: extrinsisch und intrinsisch. Die extrinsische Motivation wird durch äußere Reize hervorgerufen. Bei der intrinsischen Motivation hingegen wird aus einem inneren Anreiz, der in der Tätigkeit selbst liegt, gehandelt.
Das Standardbeispiel für extrinsische Motivation ist monetäre Entlohnung. Das ist aber nicht der einzige Weg. Viele Menschen streben nach Anerkennung und Status. Gib deinen Mitgliedern die Möglichkeit, Anerkennung „zu sammeln“, indem sie beispielsweise Punkte für Interaktionen erhalten. Erkenne ihre Leistung an, indem du durch Ranglisten die aktivsten Mitglieder hervorhebst oder ihnen sogar Auszeichnungen verleihst, die im jeweiligen Nutzerprofil sichtbar sind.
Durch Wertschätzung fühlen sich Menschen bestätigt und wahrgenommen. Nimm dir die Zeit, die Leistung deiner Mitglieder nicht nur durch Rankinglisten oder Auszeichnungen zu würdigen, sondern sprich deine Anerkennung und Dankbarkeit aus. Das kann ein ehrlich gemeintes Danke in einem Posting oder einer Nachricht sein, zeigt sich aber auch in deiner alltäglichen Moderation durch zeitnahes und transparentes Reagieren. Zudem interagieren User aktiver, wenn sie wissen, dass sie etwas verändern können und ein Teil des Ganzen sind. Gib deine Mitglieder Mitspracherecht, frage sie nach ihrer Meinung, nimm sie ernst und lass sie mitentscheiden. So förderst du zusätzlich zu extrinsischer auch intrinsische Motivation.
Bring it IRL
Bringe deine Online-Community auch im echten Leben zusammen. Plane ein User-Group-Event. Das ist einer der besten Wege, um die Solidarität und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.