Crowdsourced Innovation Anwendungsfelder (4): Digitale Geschäftsmodelle

Digitale Geschäftsmodelle sind ein Treiber in der Weltwirtschaft, der zusehends an Bedeutung gewinnt. Viele junge Unternehmen drängen mit digitalen Angeboten in den Markt. Aber auch etablierte Konzerne sollten ihre traditionellen Geschäftsmodelle erweitern, um von der digitalen Transformation zu profitieren.

 

Wie Crowdsourced Innovation dabei helfen kann, ein digitales Geschäftsmodell zu erschließen, wollen wir Ihnen in diesem vierten und letzten Teil unserer Reihe zu Anwendungsfeldern beschreiben. 

 

Digitale Geschäftsmodelle

Das Geschäftsmodell ist der Kern eines jeden Unternehmens. Es umfasst das unternehmerische Konzept als Ganzes und beschreibt grundsätzlich, welchen Wert ein Unternehmen seinen Kunden bietet und wie es sein Geld verdient. Ein Geschäftsmodell ist im Normalfall also etwas Dauerhaftes. Eine grundlegende Roadmap, die darstellt, wie ein Unternehmen funktioniert.

 

Veränderung durch digitale Transformation

Die Digitalisierung bringt diese vermeintliche Stabilität nun ordentlich ins Wanken. Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom verändert sie die deutsche Wirtschaft so gravierend, dass sich als direkte Folge in über der Hälfte der deutschen Unternehmen das Geschäftsmodell verändert.

 

Immer mehr Firmen loten die Möglichkeiten digitaler Geschäftsmodelle in ihren Branchen und Geschäftsbereichen aus. Aber was ist eigentlich ein digitales Geschäftsmodell? Das alleinige Vorhandensein von Informations- und Kommunikationstechnologien in und um einem Unternehmen sagt noch nichts darüber aus, inwieweit auch ein Geschäftsmodell digital ist. Es kommt darauf an, welche Rolle diese Technologie in den Geschäftsprozessen einnimmt.

 

Transaktionen zwischen Digitalsystemen

Bei einem digitalen Geschäftsmodell handelt es sich grundsätzlich um eine Transaktion zwischen Digitalsystemen. Dafür muss auf beiden Seiten eine entsprechende digitale Ausrüstung vorhanden sein, die es ermöglicht, Informationen bzw. Leistungen auszutauschen und so Transaktionen über digitale Angebote und Nachfrage abzuschließen. Der Rahmen für diese Abläufe ist festgelegt und wird von Software gesteuert. (Quelle: https://www.capital.de/karriere/wie-man-ein-digitales-geschaeftsmodell-entwickelt)

 

Die erbrachten Leistungen sind entweder komplett digital (wie z.B. Netflix oder Spotify) oder an traditionelle Produkte und Services gekoppelt (siehe online Versandhandel oder online Booking Portale). Entsprechend geht es bei den erwähnten Veränderungen durch die zunehmende Digitalisierung nicht darum, das komplette Geschäft zu digitalisieren, sondern vielmehr die digitale Transformation als Chance für Wachstum und Neupositionierung wahrzunehmen. Was laut Bitkom auch 86% der befragten Top Manager tun.

 

Warum werden digitale Geschäftsmodelle wichtig?

Digitaler Alltag

Dass die Digitalisierung kommt, ist kein Geheimnis. Denn eigentlich ist sie ja schon längst da. Denn wer ist heutzutage nicht digital vernetzt? Laut Statista.com nutzten 2015 knapp 78% der Deutschen das Internet, und rund 46 Millionen Bundesbürger besaßen letztes Jahr ein Smartphone – Tendenz steigend. Die wachsende Anzahl von Nutzern digitaler Endgeräte und deren Vernetzungsmöglichkeiten (The Internet of Things) birgt ein riesiges Potential für digitale Geschäftsideen.

 

Veränderte Kundenerwartungen

Mit der zunehmenden Internetnutzung und dem wachsenden digitalen und mobilen Angeboten verändern sich auch die Erwartungen der Kunden. Neben einem exzellenten, direkten Kundenservice setzen Verbraucher vermehrt ein breites Angebot flexibler, individualisierter Produkte und Services voraus. Neueste Produktinformation sollen 24/7 verfügbar sein und Bestellungen oder gar eine direkte Nutzung zeit- und ortsunabhängig erfolgen. Bequem von zu Hause aus oder beim Warten an der Bushaltestelle.

 

Der Nutzen steht im Vordergrund

Physische Güter rücken in der „Share Economy“ zugunsten des eigentlichen Nutzens eines Produktes in den Hintergrund. Die meisten Verbraucher möchten keine CD besitzen, sondern schlichtweg Musik hören. Statt eine DVD kaufen zu müssen, wird auf den Vorzug von unkomplizierten Streaming Diensten gesetzt, bei dem man seinen Film mit wenigen Mausklicks abspielen kann. Und wer einmal etwas Schweres transportieren muss, hat heute die Möglichkeit, sich ganz einfach per CarSharing App stundenweise ein Auto zu leihen, statt es dauerhaft besitzen zu müssen. Direkter Nutzen ohne Eigentum, der durch digitale Technologien ermöglicht wird. Zahlreiche Kunden ziehen deshalb inzwischen digitale Angebote den traditionellen Produkten und Services vor.

 

Digitalisierung als Wachstumschance

Als Unternehmen gilt es nun den Absprung zu schaffen, um dauerhaft wettbewerbsfähig zu bleiben. Überlegen Sie welche Geschäftsprozesse und -bereiche sich in Ihrem Unternehmen digitalisieren lassen. Das Ziel ist es Kundenzufriedenheit zu erhöhen und die Wertschöpfungskette zu optimieren. Womöglich können Sie sich dabei auch neu positionieren oder zusätzliche Märkte erschließen.

 

Industrie 4.0

Auch bei der Vernetzung der industriellen Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik spielen innovative, digitale Geschäftsmodelle eine entscheidende Rolle. Große Konzerne verfügen riesige Datenmengen, die richtig vernetzt und digital verarbeitet zu großen Mehrwerten in etablierten Bereichen und Produkten führen können. Digital gedachte Geschäftsprozesse helfen dabei die Produktion zu kontrollieren und zu optimieren. Sie können aber auch völlig neue Mehrwertservices entlang des gesamten Produktlebenszyklus eröffenen.

 

Die Rolle von Crowdsourced Innovation in Digitalen Geschäftsmodellen

Eine Crowdsourced Innovation Plattform bietet Unternehmen eine Chance, die digitale Transformation für sich zu nutzen und zum Zentrum eines neuartigen, digitalen Stakeholder Netzwerks zu werden.

 

Die Bereitstellung einer digitalen Infrastruktur zur Vernetzung von Kunden, Konsumenten, Partnern, Zulieferern oder Experten, bietet zahlreiche Möglichkeiten, die eigenen Geschäftsprozesse neu zu betrachten. Traditionelle Wertschöpfungsketten können erweitert und zu modernen Wertschöpfungsnetzen reorganisiert werde. So entstehen umfassende Ökosysteme, die flexibel und zeitnahe auf neue Kundenbedürfnisse am Markt reagieren können.

 

Crowdsourced Innovation Technologien bieten Ihnen die Grundlage für eine digitale Infrastruktur zur Optimierung von Wertschöpfungs- und Innovationsprozessen in einer vernetzten Welt.

Praxisbeispiele für Digitale Geschäftsmodelle

Amazon – Mehr als ein digitaler Vertriebsweg

Ein digitales Erfolgsmodell ist der online Versandhändler Amazon. Shopping im Internet boomt und Amazon bietet eine breit gefächerte Produktpalette. Angefangen mit Büchern, kann man dort inzwischen Haushaltswaren, Lebensmittel, Möbel, Elektronik, Bekleidung und vieles mehr erwerben. Für den Kunden ist es schlichtweg praktisch, so vieles von zuhause aus bestellen zu können. Aber der Triumph von Amazon beruht auf mehr als dem komfortablen Bestellprozess.

 

Ein großer Teil des Erfolges sind der Rezensionsfunktion und den automatischen Produktvorschlägen im Amazon online Shop zuzuschreiben. Die Möglichkeit, durch soziale Software Kundenrezensionen zu posten oder zu lesen erleichtert Amazon Nutzern die Kaufentscheidung. Software Algorithmen, die dem Kunden vorschlagen, woran er vielleicht noch Interesse haben könnte, nutzen gezielt die Datenspur, die dieser hinterlässt. Zwei entscheidende digitale Faktoren, die Amazons digitales Geschäftsmodell zum Erfolg verholfen haben.

 

Messe München – Produktentwicklung mit der Crowd

Ein Beispiel, wie etablierte „analoge“ Unternehmen digitale Strategien in ihre Geschäftsmodelle integrieren können, bietet die Messe München, mit der ISPO OPEN INNOVATION Plattform. Die weltweit größte Sports Business Messe ISPO München, die regulär an 4 Tagen im Jahr als Vermittler von Produktneuheiten und Neuentwicklungen in der Sportbranche agiert, bietet ihren Kunden mit der ISPO OPEN INNOVATION Plattform nun ein ganzjähriges, digitales Angebot.

 

Die ISPO OPEN INNOVATION Plattform ermöglicht es Herstellern, ihre Produkte zusammen mit einer sportaffinen und hoch involvierten Crowd online weiterzuentwickeln. Der digitale Rahmen ermöglicht die zeitnahe Projektabwicklung und Generierung von Ideen oder Feedback aus der ganzen Welt – an 365 Tagen im Jahr.

 

Quirky – Große Freiheit, zu wenig Fokus?

Wie digitale Geschäftsmodelle auch scheitern können, lässt sich am Beispiel von Quirky nachverfolgen. Das amerikanische Unternehmen hatte es sich zum Ziel gesetzt Privatpersonen zu ermöglichen ihre Produktideen und Erfindungen auf den Markt zu bringen. Während die Community die Produktideen lieferte, diese gemeinsam weiterentwickelte und darüber abstimmte welche Produkte umgesetzt werden sollen, kümmerte sich Quirky um das finale Produktdesign, die Produktion und den Vertrieb.

 

Trotz einer insgesamt 185 Millionen Dollar schweren Finanzierung musste Quirky im Sommer 2015, sechs Jahre nach Gründung, Insolvenz anmelden. Möglicherweise als Folge eines zu komplexen Geschäftsmodells, das mit Produktdesign, Produktion und Vertrieb für ein so junges Unternehmen einfach zu viel auf einmal leisten wollte. Im Umkehrschluss bedeutet dies jedoch, dass gerade etablierte Unternehmen, die die erforderlichen Kompetenzen in Produktion oder Vertrieb bereits mitbringen, enormes Potenzial für die Erweiterung um digitale, offene Komponenten haben.

 

Erfolgsfaktoren für ein digitales Geschäftsmodell

Erfolgreiche digitale Geschäftsmodelle lassen sich leider nicht über Nacht aus dem Boden stampfen. Sorgfältige Planung, effizienter Ressourceneinsatz und Engagement sind genauso wichtig, wie bei traditionellen Geschäftsmodellen. Es gilt außerdem einige Besonderheiten zu beachten.

 

Technisches Verständnis auf Führungsebene

Die digitale Transformation Ihres Unternehmens ist kein Nebenprojekt. Sie ist ein Thema der Geschäftsleitung. Wie jede strukturelle Veränderung wird die Integration eines digitalen Geschäftsmodells bzw. die digitales Transformation Ihres Unternehmens interne Widerstände hervorrufen.

 

Dass Innovation und Digitalisierung notwendige Treiber in unserer Marktwirtschaft sind, verstehen die meisten Manager und befürworten entsprechende Pläne mehrheitlich. Nur wenn dann die tatsächlichen Veränderungen anstehen, sieht es häufig ganz anders aus. Deshalb braucht es engagierte Führungskräfte, die der Digitalisierung in Ihrem Unternehmen den Weg bereiten. Technisches Know-how und moderne, neu überdachte Managementansätze zur Steuerung der Change- und Strategieprozesse unterstützen Sie dabei.

 

Hohe Qualität im Service

Onlinebasierte Angebote ermöglichen den Kunden einen direkten Zugriff, jederzeit und überall. Mit der wachsenden Geschwindigkeit in der Bereitstellung von digitalen Produkten und Dienstleistungen wächst allerdings auch der Anspruch der Kunden an einen ebenso schnellen und qualitativ hochwertigen Kundenservice – und zwar auf allen digitalen Kanälen. Im Gegenzug können Sie sicher sein, dass Kunden Ihnen einen guten Service und den transparenten Umgang mit Informationen hoch anrechnen.

 

Daten Management & Analytics

Digitalisierung bedeutet auch, dass Sie eine Menge neuer Daten zur Verfügung haben werden. Der richtige Umgang mit diesen Daten ist essentiell für Ihren Erfolg. Data Analytics helfen Ihnen dabei Ihre Kunden besser zu verstehen, und wachsenden Kundenansprüchen gerecht zu werden. Dazu gehört es auch, bestehende Datenquellen für die Weiterentwicklung von Produkten und Geschäftsmodellen nutzbar zu machen, z.B. Verbesserungsvorschläge die durch Nutzerfeedback in online Shops generiert werden.

 

Klein anfangen und stetig wachsen

Auch wenn die Digitalisierung ein Thema ist, welches eine hohe Priorität und die Aufmerksamkeit und Unterstützung der Geschäftsführung genießen sollte, müssen entsprechende Maßnahmen nicht gleich unternehmensweit umgesetzt werden. Fangen Sie klein an und lernen Sie zunächst die technischen Möglichkeiten kennen. Erweitern Sie nach und nach Ihr Portfolio und entdecken Sie neue, digitale Vertriebskanäle.

 

„Digitale Geschäftsmodelle müssen klein begonnen und dann im Sinne eines iterativen Weiterentwicklungsprozesses aufgebaut, angepasst und dann skaliert werden. Dabei wird das Konzept des „think big“ mit der Idee des „start lean“ verbunden.“

Christian Hoffmeister, Gründer und Geschäftsführer des DCI Institute

 

Die Vorteile digitaler Geschäftsmodelle

Gesteigerte Effizienz & neue Märkte

Mit eigenen, digitalen Geschäftsmodellen können Geschäftsprozesse beschleunigt und neue Märkte gewonnen werden. Denn mit einer digitalen Strategie können Sie sich neu positionieren und Märkte ansprechen, die vorher außerhalb Ihrer Reichweite waren. Das verbessert Ihre Wettbewerbssituation und sorgt langfristig für eine Umsatzsteigerung.

 

Market Intelligence 

Konstantes Monitoring Ihrer digitalen Kanäle und die umfassende Analyse verschiedenster Daten bieten Ihnen die Möglichkeit, schnell und flexibel auf Änderungen am Markt und aktuelle Kundenbedürfnissen zu reagieren. Nutzen Sie Ihr digitales Angebot, um Trends aufzuspüren und zu jeder Zeit nahe am Kunden zu bleiben.

 

Kundenzufriedenheit & Erreichbarkeit

Kunden schätzen digitale Angebote, weil sie über das Internet 24 Stunden täglich abrufbar sind. Zu jeder Zeit und an jedem Ort kann auf Informationen zugegriffen oder digitale Produkte und Services genutzt werden. Ohne Öffnungszeiten oder Warteschleifen. Mit Hilfe der Datenspur, die die Besucher dabei auf Ihrer Webpräsenz hinterlassen, können Sie ihr Angebot und das Kundenerlebnis stetig verbessern.

 

Fazit & Ausblick

Digitale Geschäftsmodelle haben unseren Alltag über die letzten zehn Jahre stark verändert. Inwieweit die digitale Transformation die Entwicklungen in der Weltwirtschaft im Laufe des nächsten Jahrzehnts weitertreiben wird, ist ungewiss. Sicher ist allerdings, dass die Digitalisierung keine rein technologische Herausforderung ist, sondern einen umfassenden organisatorischen Wandel darstellt, dem sich vermehrt auch etablierte, traditionsreiche Unternehmen öffnen sollten. Um im digitalen Zeitalter mithalten zu können, müssen die Verantwortlichen ihre Geschäfte aus neuen Perspektiven betrachten, und in der Digitalisierung mehr als nur ein Vertriebsinstrument sehen.