Tradition und Innovation sind keine Gegensätze – SCHUFA Vorstand Dr. Freytag im Interview

SCHUFA meets innosabi.

Für den Unternehmensbericht der SCHUFA hat sich innosabi CEO Catharina van Delden mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Michael Freytag getroffen. Dabei hat sie die Gelegenheit genutzt, ein „offsite“ innovators studio Interview mit Dr. Freytag über Innovation in der SCHUFA zu führen.

 

Catharina van Delden: Wir haben uns grade darüber unterhalten, wie sich Innovation in den digitalen Zeiten verändert. Das ist ein Thema, das uns beide verbindet. Erzählen Sie uns kurz: Was treibt Sie bei der SCHUFA zum Thema Innovation um? Wie gehen Sie Innovation Management an? Wie finden Sie gute Ideen?

 

Dr. Michael Freytag: Für uns ist eines ganz wichtig: Wir treten den Beweis an, dass Tradition und Innovation keine Gegensätze sind. Ein Unternehmen, das am Markt und im Leben der Menschen eine Rolle spielt, muss in der Lage sein, Innovation nicht nur als Sonntagsrede zu formulieren, sondern sie in ihrem Alltag auch umzusetzen. Genau das tun wir. Wir fördern Diversität und haben Mitarbeiter aus 40 Nationalitäten mit unterschiedlichem fachlichen und kulturellen Background beschäftigt. Dies führt in Verbindung mit intensiver Kommunikation zu einer großen Ideenvielfalt; der Voraussetzung für Innovation. Die enge Kommunikation schließt auch den Vorstand mit ein. Es gibt beispielsweise regelmäßige, auch informelle Gesprächsrunden mit Mitarbeitern, ein Vorstandspostfach, wo jeder Ideen einreichen kann, der Vorstand ist für jeden Mitarbeiter direkt erreichbar und wir haben die Zusage gegeben, auf Ideen und Verbesserungsvorschläge innerhalb von 24h zu antworten. Innovation hat auch etwas mit Zeit und Schnelligkeit zu tun. Da wollen wir vorne sein.

 

Catharina van Delden: Wir haben uns grade darüber unterhalten, was ihnen als Schufa besonders wichtig ist, wenn sie Innovationsprojekte angehen. Sie sagen, Sie haben auch Leitplanken ethischer, moralischer Art, die natürlich im Kontext der Daten, mit denen Sie umgehen, besonders wichtig sind. Können Sie das ein bisschen ausführen?

 

Dr. Michael Freytag: Die Schufa geht mit personenbezogenen Daten um. Wir haben etwa 1 Milliarde Informationen über 68 Millionen natürliche Personen und 6 Millionen Unternehmen. Wir sind uns unserer Verantwortung sehr bewusst. Daher machen wir auch nicht alles, was technisch möglich ist, sondern das, was wir ethisch vertreten können. Technologie muss dem Menschen dienen und nicht andersherum. Ich finde es wichtig, dass man z. B. das persönliche Umfeld, private Daten von Menschen aus sozialen Netzwerken, nicht auswertet. Unsere Analysen basieren auf wirtschaftlichen Fakten und anerkannten Verfahren. Wir wollen nicht das Privatleben der Leute auswerten, sondern nur die Informationen, die im wirtschaftlichen Umfeld von Relevanz ist. Das tun wir sowohl für Unternehmenskunden als auch für Privatkunden. Wir bearbeiten mit unserer Hochleistungs-IT in Spitzenzeiten bis zu 1 Million Kreditanfragen am Tag und erfüllen dabei strengste Maßstäbe an Datenschutz- und Datensicherheit. Außerdem sind wir streng überwacht durch die Datenaufsichtsbehörde. Wir haben zudem einen Ombudsmann, der uns unabhängig in die Karten guckt. Damit sind wir das einzige Unternehmen unserer Branche, das mit Prof. Papier, dem ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, eine außergerichtliche Schlichtungsstelle hat. Das heißt, wir versuchen den Menschen in der digitalisierten Welt Instrumente an die Hand zu geben, mit denen sie einfach auf uns zugehen können und auch bei Meinungsverschiedenheiten zu einer gemeinsamen Lösung kommt.

 

Catharina van Delden: Wie schaffen Sie es, bei dieser Komplexität und dem ethischen Anspruch trotzdem die Geschwindigkeit zu haben, die sie brauchen, um im digitalen Kontext innovativ zu sein?

 

Dr. Michael Freytag: Indem wir besondere Menschen ins Unternehmen holen, die sich ganzen Tag Gedanken machen, wie man unser Produkt-Leistungsspektrum unter diesen Maßgaben optimieren kann. Indem wir es zulassen, dass neue Ideen ausprobiert werden und indem wir es fördern, dass die Entwicklung von Produkten, Lösungen und Dienstleistungen gemeinsam mit unseren Kunden – aus dem Spektrum von Banken über Handelsunternehmen bis hin zum privaten Verbraucher – erfolgt. Wir sind sozusagen eine Medaille mit zwei Seiten. Wir sind Dienstleister für die Wirtschaft und Dienstleister für Verbraucher. Unser Angebot muss für beide Kundengruppen nützlich sein. Wir haben Millionen Kunden allein im Verbrauchersegment. Sie bekommen bei uns elektronische Services, um Transparenz und Sicherheit für Ihre persönlichen Daten erhalten. Insbesondere haben wir Fraud Prevention Tools – also Lösungen für die Erkennung und Verhinderung von Betrug im Internet. Das ist ein ganz großes Thema. Irgendjemand muss die Daten managen und wir wollen die Hand dazu reichen, dies zu tun, und zwar sowohl für die Wirtschaft als auch für Verbraucher. Erhebungen belegen immer wieder, dass beide Gruppen im Marktvergleich besonders der SCHUFA großes Vertrauen beim Handling von sensiblen Daten entgegenbringen.

 

Catharina van Delden: Was ich mitnehme, ist, dass Innovation bei Ihnen extrem digital ist, sehr viel mit Daten und Algorithmen zu tun hat, aber gleichzeitig unter einer sehr menschlichen Komponente verstanden wird. Sie wissen, dass Sie die Menschen, für die sie Innovationen schaffen, schützen müssen. Und auf der anderen Seite auch, dass Sie bei sich die richtigen miteinbeziehen müssen, um diese Innovation zu schaffen. Das finde ich toll, das verbindet uns und damit sage ich danke für das Gespräch.