Was ist inkrementelle Innovation im Unternehmen – Vorteile, Risiken, Beispiele

Stillstand bedeutet Rückschritt – Unternehmen müssen kontinuierlich innovieren, um relevant zu bleiben. Doch nicht jede Innovation muss revolutionär sein. Hier kommt die inkrementelle Innovation ins Spiel.

 

Sie ist die Kunst, durch kleine, aber wirkungsvolle Verbesserungen Fortschritte zu erzielen – vergleichbar mit dem Zinseszins in der Geschäftswelt: unscheinbar, aber langfristig extrem kraftvoll.

 

Was ist inkrementelle Innovation?

Haben Sie sich schon einmal gefragt, was genau inkrementelle Innovation ist? Sie sind nicht allein!

 

Grundsätzlich geht es darum, bestehende Produkte oder Prozesse Schritt für Schritt zu verbessern. Denken Sie an ein Smartphone-Upgrade: eine bessere Kamera, ein schnellerer Prozessor oder ein etwas größeres Display. Das Gerät bleibt im Kern dasselbe, wird aber optimiert.

 

Unternehmen nutzen diese Strategie, um wettbewerbsfähig zu bleiben und auf sich ändernde Kundenbedürfnisse einzugehen. Statt das Rad neu zu erfinden, werden kleine Verbesserungen vorgenommen – sei es durch neue Features, effizientere Prozesse oder eine optimierte Nutzererfahrung.

 

Es geht nicht um bahnbrechende Veränderungen, sondern um eine stetige Weiterentwicklung auf einer soliden Grundlage.

 

Wie funktioniert inkrementelle Innovation?

Typischerweise folgt der Prozess mehreren Schritten:

 

  1. Chancen erkennen: Unternehmen analysieren Kundenfeedback, beobachten den Wettbewerb und nutzen eigene Daten, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren.
  2. Ideen entwickeln: Kreativität ist gefragt! Unternehmen entwickeln Ideen, prüfen deren Machbarkeit, Kosten und strategische Passung.
  3. Beste Ideen auswählen: Nicht jede Idee setzt sich durch. Unternehmen bewerten und priorisieren die vielversprechendsten Ansätze.
  4. Testphase: Vor dem Markteintritt werden Neuerungen in kontrollierter Umgebung getestet.
  5. Markteinführung und Optimierung: Verbesserte Produkte werden eingeführt, und Kundenfeedback hilft, weitere Anpassungen vorzunehmen.

 

Merkmale der inkrementellen Innovation

  • Verbesserung statt Erfindung: Bestehende Produkte oder Prozesse werden optimiert.
  • Geringeres Risiko: Keine radikalen Veränderungen, sondern schrittweise Anpassungen.
  • Kontinuierlicher Prozess: Innovation hört nie auf.
  • Kundenorientierung: Anpassungen erfolgen auf Basis von Kundenbedürfnissen.

 

Die 4 Arten der inkrementellen Innovation

  1. Produktinnovation: Bestehende Produkte werden verbessert – z. B. bessere Kameras bei Smartphones oder benutzerfreundlichere Haushaltsgeräte.
  2. Prozessinnovation: Interne Abläufe werden optimiert – schnellere Produktionslinien, effizientere Lieferketten oder Automatisierung durch Software.
  3. Serviceinnovation: Die Kundenerfahrung wird verbessert – etwa durch Treueprogramme, einfachere Online-Buchungen oder personalisierten Support.
  4. Geschäftsmodellinnovation: Neue Einnahmequellen oder Wertschöpfungsmethoden werden erschlossen – z. B. Abonnement-Modelle oder Kooperationen mit anderen Unternehmen.

 

Inkrementeller vs. disruptiver Wandel

Inkrementelle Innovation ist wie ein frischer Anstrich für ein Haus – es sieht besser aus, bleibt aber dasselbe.

 

Aber einen kleinen Nachteil gibt es hier dennoch. Es mag zwar sicher und bequem sein, aber das wäre wie, wenn man ein Rennen gewinnen möchte, aber nur joggt, während alle anderen sprinten. Man kommt dabei auch ins Ziel, aber eben nicht als Erstes.

 

Disruptive Innovation hingegen ist der Abriss und Neubau eines Hauses – riskant, aber mit enormem Potenzial.

 

Unternehmen, die sich auf inkrementelle Innovation fokussieren, werden auch Erfolg haben. Wirklich was bewegen, werden allerdings nur diejenigen, die die Welt durch disruptive Innovation verändern.

 

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Vorteile und Risiken der inkrementellen Innovation

Vorteile:

  • Geringeres Risiko, niedrigere Kosten: Kleinere Schritte sind weniger risikobehaftet als große Umbrüche.
  • Zufriedenere Kunden: Unternehmen reagieren auf Kundenfeedback und stärken dadurch Loyalität.
  • Effizienzsteigerung: Optimierungen führen zu Kostenersparnissen und erhöhter Produktivität.
  • Wettbewerbsfähigkeit: Regelmäßige Verbesserungen helfen, am Markt zu bestehen.
  • Mitarbeitermotivation: Innovationsbeteiligung steigert Engagement und Zufriedenheit.
  • Schnellere Markteinfuhr: Kleine Veränderungen lassen sich rascher umsetzen als große Transformationen.

 

Risiken:

  • Fehlender Weitblick: Einseitiger Fokus auf kleine Schritte kann bahnbrechende Chancen verhindern.
  • Stillstand: Ohne größere Innovationssprünge könnte das Unternehmen langfristig ins Hintertreffen geraten.
  • Konkurrenzdruck: Wettbewerber könnten durch disruptive Innovation schneller wachsen.
  • Unzureichende Verbesserungen: Kleine Updates müssen relevant sein, sonst verlieren Kunden das Interesse.
  • Ressourcenbelastung: Zu viele parallele Verbesserungsprojekte können Budget und Team belasten.
  • Kurzfristiges Denken: Schnelle Erfolge können langfristige strategische Ziele in den Hintergrund drängen.

 

Beispiele für inkrementelle Innovation

Fallstudie 1: Toyota und Kaizen

  • Unternehmen: Toyota Motor Corporation
  • Innovationsart: Prozessinnovation
  • Ansatz: Toyotas „Kaizen“-Philosophie (kontinuierliche Verbesserung) motiviert Mitarbeitende auf allen Ebenen, stetige Optimierungen vorzunehmen.
  • Ergebnis: Effizientere Produktionsprozesse, weniger Verschwendung, bessere Qualität – Toyota gilt als Vorreiter für verlässliche und effiziente Fahrzeuge.

 

Fallstudie 2: Gillette Rasierer

  • Unternehmen: Gillette (Procter & Gamble)
  • Innovationsart: Produktinnovation
  • Ansatz: Stetige Verbesserungen, von einfachen Sicherheitsrasierern hin zu Modellen mit mehreren Klingen, Schwenkköpfen und Heiztechnologie.
  • Ergebnis: Marktbeherrschende Stellung durch kontinuierliche Produktverbesserungen, die Kundenbindung und Marktführerschaft sichern.

 

Radikale vs. inkrementelle Produktinnovation

Aber, was ist eigentlich der Unterschied zwischen radikaler Innovation und inkrementeller Produktinnovation? Einfach ausgedrückt, das eine ist eine Revolution, das andere eine Evolution.

 

Radikale Innovation

Radikale Innovation ist eine revolutionäre Veränderung, die oft mit hohen Risiken einhergeht, die neue Märkte und Produkte erschafft.

 

Beispiele:

Das erste iPhone: Nicht nur ein neues Telefon, es hatte auch starke Auswirkungen darauf, wie wir mit Technologie interagieren.

 

E-Commerce Plattformen (bspw. Amazon und Ebay): Sie haben unsere Art und Weise einzukaufen vollkommen revolutioniert. Dank ihnen kann man fast alles online kaufen.

 

Mehr zu diesem Thema: Was ist radikale Innovation? – Die besten Vorteile, Beispiele und reale Fallstudien

 

Inkrementelle Innovation

Inkrementelle Innovation ist die stetige Verbesserung bestehender Produkte, durch beispielsweise Updates, Upgrades, neue Features, bessere Performance. All dies wird umgesetzt, ohne jedoch das Core Product selbst zu ändern. Hier besteht ein geringes Risiko, ist aber dennoch wichtig, um die Produkte konkurrenzfähig zu halten.

 

Beispiele:

Zahnbürsten: Es gab sie schon (fast) immer, und es gibt sie immer noch, nur werden sie immer besser: Elektrische Zahnbürsten, ergonomisch optimiert, und sogar smarte Zahnbürsten, die man mit dem Smartphone verbinden kann!

 

Waschmittel: Die ersten Waschmittel waren sehr aggressiv und nicht sonderlich effektiv. Heute gibt es hoch konzentrierte Formeln, umweltfreundliche Optionen, und Waschmittel können fast alle Flecken entfernen.

 

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