Crowdsourced Innovation Anwendungsfelder (1): Innovation Communities

Innovation Communities sind eine Quelle für Ihre Ideen- und Innovationsentwicklung. Dieser Artikel gibt Ihnen, als Start einer 4-teiligen Reihe, einen Überblick über diese spezielle Einsatzmöglichkeit von Crowdsourced Innovation Software.

Crowdsourced Innovation Anwendungsfelder

Crowdsourced Innovation (CSI) Technologien bieten zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten im Bereich des Innovations- und Ideenmanagements, geprägt von Offenheit, Flexibilität und digitalen Prozessen.

In unserem Master Class Webcast #02 haben wir Ihnen vor Kurzem vier CSI Anwendungsfelder vorgestellt, die wir bei innosabi unterscheiden:

  • Innovation Communities
  • Internes Ideenmanagement
  • Technology Scouting und
  • Digitale Geschäftsmodelle

Diese Anwendungsfelder gehen auf einer Crowdsourced Innovation Plattform fließend ineinander über und lassen sich zu einer umfassenden Infrastruktur für Innovation verknüpfen. Um den Grundstein einer solchen Infrastruktur zu legen, gilt es im ersten Schritt, erfolgreiche Leuchtturmprojekte zu schaffen. Dafür sollten Sie zunächst gezielt die Stellen im Innovationsprozess identifizieren, an denen Sie zum Start einer Plattform besonders spannende Projekte realisieren können.

Attraktive Projekte helfen dabei, eine langfristige Nutzung der Plattform sicherzustellen und demonstrieren, dass sowohl Prinzip und Methoden funktionieren. Eine entscheidende Voraussetzung, um mögliche interne Innovationsbarrieren zu überwinden. Des Weiteren können Sie den Umgang mit der Plattform und den Projektteilnehmern schrittweise erlernen und die Richtung weiterer Projekte bestimmen, ehe Sie den Ansatz auf weitere Bereiche im Innovationsprozess ausweiten oder zusätzliche Anspruchsgruppen mit einbeziehen.

Innovation Communities

Digitale Plattformen als Innovationsinfastruktur

Einen guten Ansatzpunkt für den Aufbau einer Innovationsinfrastruktur sind Innovation Communities. Sie sind das grundlegende Anwendungsfeld für Crowdsourced Innovation Technologien. Innovation Communities bilden sich auf digitalen Plattformen, ähnlich eines online Forums. Indem Sie diese Plattformen nutzen, um dauerhafte Beziehungen mit externen Anspruchsgruppen (z.B. Kunden und Endverbraucher) aufzubauen, aber auch interne Quellen, wie Mitarbeiter unternehmensübergreifend zu aktivieren, können Sie Ihr Innovationspotential vergrößern.

Kollaboration statt Wettbewerb

Eine Innovation Community bestehet aus Administratoren und Moderatoren Ihres Unternehmens und Mitgliedern, die freiwillig an Innovationsfragen und Themen Ihres Unternehmens mitarbeiten. Projekte auf der Plattform können verschiedenste Phasen im Innovationsprozess betreffen und je nach Bedarf unterschiedliche Community Mitglieder miteinbeziehen.

Was Innovation Communities dabei so wertvoll macht, ist die Zusammenarbeit der involvierten Personen. Statt Wettbewerb steht hier Kollaboration im Vordergrund, was Wissensaustausch und gemeinsame Ideengenerierung möglich macht. Eine Zusammenarbeit aus unterschiedlichsten Perspektiven, die völlig neuartige Lösungsansätze hervorbringen kann. Das vielgesuchte „Out of the Box“ Thinking sozusagen, welches innerhalb statischer Organisationsstrukturen oft nur schwer möglich ist.

Innovation Communities als Ergänzung

Die Öffnung Ihrer Innovationsprozesse für externe Einflüsse über eine Innovation Community vergrößert die Anzahl und Heterogenität der Köpfe, die Sie zur Neu- oder Weiterentwicklung Ihrer Produkte anzapfen können. In beliebiger Größenordnung mit hunderten oder tausenden Personen. Was allerdings den Kern Ihres Innovationsapparates – Ihre R&D Abteilung – keineswegs obsolet macht. Im Gegenteil. Betrachten Sie Innovation Communities, wie auch alle anderen Anwendungsmöglichkeiten von Crowdsourced Innovation, immer als Ergänzung, niemals als Ersatz für Ihre Forschungs- und Entwicklungsprofis.

Nutzen Sie die Synergien, die sich aus der Kollaboration interner und externer Quellen für die Innovationsfähigkeit Ihres Unternehmens ergeben.

Ein zentrales Stakeholder Netzwerk

Erste Bausteine für eine solche Community Plattform sind wohlmöglich schon in Ihrer Organisation vorhanden. Zum Beispiel in Form einer Facebook Fanpage, einer Universitätskooperation oder eines Partnerprogramms. Vielleicht haben Sie einen Kundenbeirat oder es gibt bereits etablierte Instrumente im betrieblichen Vorschlagswesen, die sich Schritt für Schritt zu einer integrativen, umfassenden Innovation Community verschmelzen lassen.

Es macht absolut Sinn auf die etablierten Prozesse in Ihrem Unternehmen zurückzugreifen, um die bereits vorhandenen Potentiale bestmöglich zu nutzen. Eine Innovation Community ermöglicht Ihnen schlussendlich, die verschiedenen Anspruchsgruppen Ihres Unternehmens gezielt in Ihre Innovationsprozesse miteinzubeziehen und untereinander zu vernetzen. Zentral, über ein und dieselbe Plattform.

Beispiele für Innovation Communities

Junge Unternehmen setzten auf kollaborative Communities

Ein glänzendes Beispiel für eine funktionierende Innovation Community ist Local Motors. Das amerikanische Unternehmen nutzt eine kollaborative Community aus engagierten Endnutzern, um neue Fahrzeuge zu entwickeln und Innovationen im Bereich der Mobilität schneller an den Markt zu bringen. Alle Prozesse von der Entwicklung bis hin zur Produktion sind dabei voll auf die Innovation Community ausgerichtet. Erste Skizzen, CAD Zeichnungen der Bauteile, Programmcode der Elektronik und alle weiteren Bestandteile eines Autos, werden innerhalb der Community geteilt und gemeinsam Schritt für Schritt zu ihrem fertigen Fahrzeug entwickelt.

In bisher zwei Micro-Factories bauen die Ingenieure der Manufaktur ihre Produkte zusammen, die über einen online Shop vertrieben werden. Versierte Auto Fans können ihren fahrbaren Untersatz dort unter Anleitung auch selbst zusammenbauen oder neuerdings 3D-drucken lassen. Natürlich haben junge Unternehmen, wie Local Motors, dieses digitale und kollaborative Vorgehen von Anfang an eingeplant. Es ist fest in ihrem Geschäftsmodell verankert.

Plattformlösungen für etablierte Unternehmen

Aber auch etablierte Unternehmen können diese Mechanismen für die Entwicklung ihrer Produkte nutzen. Die Postbank beispielsweise gehört mit ihrem Ideenlabor zu den Vorreitern von Crowdsourced Innovation in der Finanzbranche. Die Ideenlabor Plattform bildet einen umfassenden Innovationsprozess ab und involviert Kunden in die Ideengenerierung, die Ausgestaltung bestehender Konzepte, wie zum Beispiel einer App oder das Testen von Prototypen. Die Innovation Community der Postbank wurde dabei bewusst stufenweise aufgebaut.

Die Plattform, die mit den 30 Mitgliedern des bestehenden Kundenbeirats ihren Anfang genommen hat, wurde langsam immer weiter geöffnet und steht inzwischen sogar Nicht-Kunden offen. Die kontinuierlich wachsende Community lässt sich dabei über ein ausgeklügeltes Rechte- und Rollensystem verwalten. So lässt sich steuern, welche Art von Mitgliedern an welchen Innovationsprojekten teilnehmen kann. Auf diese Weise bleibt für bestimmte Projekte Vertraulichkeit bestehen, während andere Projekte in größtmöglichem Stil kommuniziert und gestreut werden können. Ein Case Study Video über das Postbank Ideenlabor finden Sie unter Akademie > Case Studies.

Direkter Kontakt mit Endverbrauchern

Innovation Communities machen es möglich, die klassische Entwicklung von Produkten noch breiter zu gestalten. Wie man online Innovationsprojekte dabei optimal mit offline Maßnahmen verzahnen kann, hat der Automobilzulieferer Continental gezeigt. In einem Projekt zur Konzeption und Verbesserung von Steuerungsdisplays für Landmaschinen hat der Komponentenhersteller zunächst Prototypen auf einer Messe präsentiert und die Besucher anschließend eingeladen ihr Feedback über die Innovation Community zu teilen und mit anderen Mitgliedern zu diskutieren.

Besonders spannend war dabei auch der Schritt nicht nur – wie sonst oft üblich – mit dem direkten Kunden (Landmaschinenhersteller), sondern mit dem Endverbraucher (Landwirte) entlang der B2B2C-Kette zu kommunizieren und zu interagieren. Einen Kommentar zu diesem Vorgehen von Conti Vorstandsmitglied Helmut Matschi finden Sie ebenfalls in unserem Case Study Bereich.

Innovation Community Erfolgsfaktoren

Die richtige Zielgruppe ist intrinsisch motiviert

Die Erfolgsgrundlage für Innovation Communities ist die langfristige, kollaborative und aktive Teilnahme der relevanten Mitglieder. Die wertvollsten Projektteilnehmer sind deshalb diejenigen, die sich aus persönlichem Interesse und damit aus intrinsischer Motivation beteiligen. Diese intrinsisch motivierten Personen teilen ihre Ideen offen mit der Community, sind hilfsbereit und verfolgen ein gemeinsames Ziel. Attraktive materielle Incentives können hingegen zwar die Anzahl der Teilnehmer kurzfristig deutlich erhöhen, sie ziehen mitunter aber auch Teilnehmern an, die den Wettbewerb über Kollaboration stellen.

Im Zweifelsfall sollte man also lieber mit einer kleineren Community von intrinsisch motivierten Mitgliedern arbeiten, als mit Teilnehmern, die aus den falschen Beweggründen dabei sind. Wo Sie die richtigen Community Mitglieder finden können und wie Sie diese Zielgruppe ansprechen und ihre Projekte kommunizieren wollen, sollten Sie deshalb schon möglichst früh in der Projektplanung berücksichtigen. Denn das beste Projekt und die interessanteste Fragestellung nützt wenig, wenn Sie das Zielpublikum nicht erreichen.

Offenheit, Transparenz und aktive Kommunikation

Die richtigen Community Mitglieder können vor allem durch spannende, relevante Fragestellungen und Inhalte gewonnen und gehalten werden. Auch ehrliche Aufmerksamkeit und das Zeigen von Interesse an den Beiträgen, sowie regelmäßige Präsenz auf der Plattform ist entscheidend. Eine ergebnisorientierte Moderation von Innovation Communities unterscheidet sich maßgeblich von der Moderation von beispielsweise Social Media Kanälen.

Beim professionellen Community Management stehen Offenheit, Transparenz und aktive Kommunikation ganz vorne auf der Agenda. Um die Mitarbeit der Community Mitglieder zu gewährleisten, sollten Sie dafür sorgen, dass sich diese zu jeder Zeit ernst genommen und wertgeschätzt fühlen. Das bedeutet, dass die Community über den weiteren Verlauf eines Projektes auf dem Laufenden gehalten, und dass auch negatives oder unerwünschtes Feedback angenommen und offen damit umgegangen werden sollte.

Mehr zum Thema Community Moderation und Management können Sie (ab dem 23.02.2016) in der Episode #03 unseres Master Class Webcasts erfahren.

Vorteile aktiver Innovation Communities

Die Öffnung Ihrer Innovationsprozesse durch eine Innovation Community erschließt bisher ungenutztes Wissen und Perspektiven. Durch den Austausch innerhalb der Community werden relevantes Know-how und vielversprechende Ideen frühzeitig verknüpft. So können Konzepte und Lösungsansätze generiert werden, die über die Expertise einzelner, isolierter Personen hinaus gehen. Diese Ideen sind nicht nur weiter ausgearbeitet, sondern im Idealfall auch durch die Community validiert, was sich direkt in kürzeren Entwicklungszyklen und niedrigeren Flop-Raten widerspiegelt.

Durch die Einbindung von Endnutzern und Kunden in Innovation Communities wird die Entwicklung von neuen Produkte so zu einem bedürfnisnahen, kundenorientierten Prozess. Nicht zuletzt ermöglichen Innovation Communities den direkten Kontakt und die nachhaltige Pflege Ihrer Beziehungen zu den verschiedenen Anspruchsgruppen Ihres Unternehmens auf einer zentralen Plattform, um sie langfristig als nutzbare Ressource im Entwicklungsprozess einzubinden.

Fazit und Ausblick

Innovation Communities sind eine Einsatzmöglichkeit für Crowdsourced Innovation Technologien, die das Innovationspotential Ihres Unternehmens vergrößern. Die digitale Öffnung Ihrer Innovationsprozesse ermöglicht die kollaborative Generierung neuen Wissens für die zeitnahe, agile Entwicklung besonders innovativer und benutzerorientierter Produkte oder Dienstleistungen. Die Zusammenarbeit mit ausgewählten Anspruchsgruppen über eine Innovation Community kann außerdem ein Einstieg für tiefgreifende Insights auf Big Data Ebene bedeuten, über die Sie mit Hilfe intelligenter Software zukünftig datengestützte Entscheidungen treffen können.

Woher beziehen Sie Ihre innovationsrelevanten Insights? Welche bestehenden Strukturen lassen sich für den Start einer Innovation Community nutzen? Welche Stakeholder könnten Sie vermehrt oder auch erstmals in Ihre Innovationssprozesse miteinbeziehen?